BRD/Bund - Bruttokreditaufnahmen nach Laufzeitklassen  

Kurz vorab: Siehe auch die Graphik weiter unten für die Privaten!!!

Lassen wir die Frage des "weshalb" mal weg und schauen uns einfach die Fakten an.
Auch wenn für 2006 ein leichter Rückgang zu vermelden ist1, offensichtlich steigt der Anteil der Bruttoneuverschuldung, der über kurze Laufzeiten finanziert wird, grundsätzlich immer weiter an (2. Graphik), oder verharrt zumindest zur Zeit auf sehr hohem Niveau. Dies hat im Groben zwei wichtige Auswirkungen:

    1was im Übrigen nur an der stark steigenden, absoluten Summe der Kreditaufnahme liegt, die von 213 Mrd.€ auf 230 Mrd.€ zunimmt. Die Kurzläufer steigen "nur" um 5 Mrd.€ (von 129 auf 134 Mrd.€). Das Ergebnis ist der kleine Rückgang im Prozentsatz!

1.) Investitionen des Staates:
Wie sollen bei einer tendenziell immer kürzer werdenden Finanzierung noch sinnvoll langfristige Investitionen getätigt werden ? Wenn das Gros der Gelder nach spätestens zwei Jahren schon wieder zur Rückzahlung ansteht, wie können mehrjährige Langfristprojekte à la ICE, Transrapid, Autobahnen oder sonst was, noch seriös kalkuliert/finanziert werden ? 
Zu vermutende Folgen: Intakte Infrastruktur ade !! Weitere -harmlos ausgedrückt- risikobehaftete Staatshaushalte ! Am wahrscheinlichsten jedoch beides !!

 
2.) "Geldtechnische" Auswirkungen (grundsätzliche Erläuterungen*):
In unserem Kreditgeldstandard dienen die "alten" Kredite auch als "Sicherheit" für die "Neuen" (Z.B. HIER zu sehen). Die Neuen bauen z.T. auf den Alten auf, müssen also zwangsläufig kürzere Laufzeiten haben, als die als Sicherheit dienenden Alten. Steigt die Summe der Kurzen im Verhältnis zu den Langen, fällt mehr und mehr die Grundlage -die Sicherheit- für neue Kredite weg. Da aber NUR NEUE Kredite die "Sache" am laufen halten, wird es langsam aber sicher immer "enger". Die "Luft" wird immer dünner. Das Ende des Kettenbriefes rückt näher. 
Ein paar Zitate zur Verdeutlichung:

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Dass wir es bei Offenmarkt-Papieren nicht mehr mit Eigentum zu tun haben, zeigen die laufenden Ausweise der US-Notenbanken (a. Jahresbericht 2001, 332) , die ihr „Geld“ in Form von Banknoten („currency in circulation“) nur noch gegen Staatspapiere ausgibt („treasuries“ in Form von Bills, Notes und Bonds), die keinerlei Bezug mehr zu irgendeinem Eigentum haben.

Die „treasuries“ sind mit keinerlei Eigentum mehr „unterlegt“, sondern sind Schulden des amerikanischen Staates, die nur mit Hilfe von zusätzlich abgeforderten Steuern bedient bzw. zurückgezahlt werden können. Dabei ist der US-Staat nicht Eigentümer, sondern Gläubiger. In ihn als jemand, der Eigentum hätte, kann nicht vollstreckt werden.
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Die Notenbanken haben selbst bestenfalls Minimalbestände an Sach-Eigentum (Grundstücke, Gold), aber weisen als Gegenbuchung für ihr Geld ausschließlich Forderungen aus, die inzwischen auch immer weniger auf irgendein in es selbst vollstreckbares Eigentum zielen.

Selbst die Bundesbank (2001, 136) weist als an sie verpfändete Sicherheiten 25 % Staatsanleihen aus, die durch keinerlei Eigentum kollateriert, sondern durch noch nicht entstandene Steuerforderungen "besichert" sind, ungedeckte (!) Bankschuldverschreibungen in Höhe von 15 % und knapp 55 % gedeckte Bankschuldverschreibungen (Pfandbriefe, die ihrerseits inzwischen zu 50 % durch Staatsanleihen "gedeckt" sind), bei denen noch zum Teil die Möglichkeit der Vollstreckung in Eigentum (Grund und Boden) besteht (Rest von 5 % sind sonstige „marktfähige“ Sicherheiten, wohl zumeist Wechsel).

Würde die Bundesbank also „eigentumstechnisch“ vorgehen, müsste sie zwei Drittel ihres Geldes sofort einziehen, da es letztlich nicht mit Eigentum (Sache), sondern mit einer Forderung (Schuld) besichert ist, die, da es sich wiederum um eine (ungebuchte – das Staat bilanziert nicht!) Forderung ans Publikum handelt, nicht vollstreckbar wäre (siehe oben).
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http://www.iksf.uni-bremen.de/symposium/downloads/Martin-Symp.pdf

Für unser Geld dienen als Pfänder/Sicherheiten mittlerweile also hauptsächlich vom Staat ausgegebene Papiere. Und jetzt kommt's, nur so als prinzipieller Gedankengang:
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Angenommen, alle Staatstitel haben noch zwei Tage Restlaufzeit, sind also übermorgen fällig. Dann muss alles Geld, das gegen sie aus der ZB [Zentralbank] gekommen ist, schon Morgen an die ZB zurück.
Und übermorgen steht der Staat mit nichts mehr da, womit er seine Fälligkeit bedienen könnte. Denn auch er muss mit GZ [Gesetzliches Zahlungsmittel] bedienen.
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http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/243039.htm

In Erinnerung an oben dargestellte zweite Graphik bleibt festzuhalten -bleibender Trend vorausgesetzt- das langsam aber sicher immer mehr die Basis für unser Geld wegbricht. 
Was meiner Ansicht nach ein weiteres Indiz für Deflation und kommenden Staatsbankrott ist.
 
Im Übrigen stellt sich das Verhältnis innerhalb der Kategorie <= 2 Jahre wie folgt dar: 
2004 + 2005, Laufzeiten von 6 Monaten = 72 Mrd. €; 2 Jahren = 57 Mrd. €. Ergibt ein Verhältnis von 1,26!
2001 lag das Verhältnis noch bei 1,04. (6 Monaten = 45 Mrd. €, mit 2 Jahren = 43 Mrd.)
Selbst innerhalb der kürzesten Kategorie verschiebt sich das Verhältnis zu immer kürzeren Laufzeiten!! 
 

Und alles oben Aufgeführte gilt nicht nur beim Bund, wie Nachstehendes zeigt:
DStGB: Dramatischer Anstieg der kommunalen Kassenkredite!
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Während die regulären Kreditmarktschulden der Gemeinden Ende 2004 auf dem Stand des Vorjahres (rd. 90 Mrd. €) stagnierten, stiegen die kommunalen Kassenkredite um rund 25 % von 16 Mrd. € auf gut 20 Mrd. € an!
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© DStGB, Berlin, Pressemitteilung Nr. 8, 28.02.2005



 

Etwas aktueller, dafür aber nicht so weit zurückreichend:

 

 



Folgend einfach noch ein paar weitere Zitate, die die Problematik weiter verdeutlichen- und ein wenig zum Nachdenken anregen sollen:
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Bekanntlich gibt es kurz-, mittel- und langfristige Verschuldung. Entscheidend ist nicht die Höhe oder das Tempo des Anstiegs der Verschuldung, sondern einzig und allein die Frage, ob bei Fälligkeit der jeweiligen Verschuldung (kurz, mittel, lang) auch entsprechend am Markt realisierbares BIP vorstellbar ist.
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http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/167995.htm

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Ich führe die Gedanken oben mal weiter: Da letztlich am Ende der Schuldenkette (fast) immer langlaufende Staatstitel stehen, die in kürzere und noch kürzere Fristen "verwandelt" werden, läuft die Chose so lange, bis die Schulden am Ende der Kette wackeln, also die Staatsschulden.
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http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/187030.htm

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Die Verkürzung der Fristen am Ende ist doch nichts anderes als die Ponzispirale(siehe unten).
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http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/258154.htm

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Fiat-Geld kommt nicht von unten, sondern von oben (Beleihung von am längsten laufenden Staatspapieren nach unten mit immer kürzeren Fälligkeiten) - Fiat-Geld hat Fälligkeit!
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http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/245531.htm

 
All diese Aussagen gelten grundsätzlich natürlich auch für die "Privaten":



(Folgendes wurde am 25.07.05 geschrieben, mit damaligen aktuellen Zahlen vom April 05)
 Natürlich ist auch hier die öffentliche Hand, eben auch der Bund, enthalten. Aber nur damit scheint mir die Verschiebung, hin zu immer kürzeren Laufzeiten, nicht erklärbar. Diese Tendenz ist tatsächlich wohl eher emittentübergreifend. Die letzte Zeit hat sich das zwar etwas "beruhigt", aber immerhin auf relativ hohem Niveau.

Diesbezüglich will ich noch ein Zitat aus "Der Termin, die Knappheit des Geldes!!" wiedergeben:

Werden die später fälligen Forderungen gegenüber den jetzt fälligen Forderungen knapp.....werden die Schuldner der jetzt fälligen Forderungen zahlungsunfähig.

Wenn der Anteil der kurzen Laufzeiten immer größer wird, ist das durchaus als Indiz für diese Aussage zu werten. Wie gesagt, die letzten Monate/Jahre haben die längeren Laufzeiten wieder ein bißchen aufgeholt. Von einem echten Richtungswechsel kann aber keine Rede sein.

Leider gibt es keine detailierte, längerfristige Statistik zu diesen Zahlen (ich habe jedenfalls nichts gefunden). Wäre wirklich interessant zu sehen, ob das nur ein "normaler" Zyklus ist, oder ob wir daraus wirklich eine "Laufzeitkrise" ableiten müssen. Mal sehen, wie sich das weiter entwickelt. Ein interessantes Detail ist es allemal. Und, passend zu den vielen anderen "Kleinigkeiten", die in diese Richtung zeigen, ein nicht allzu positives (für den Moment jedenfalls mal). Denn immerhin kommen die kurzen Laufzeiten von Null Prozent!!
 

Datenquellen:

Emissionsplanung des Bundes, Jahresvorausschau (www.deutsche-finanzagentur.de)
Jahresbericht der Bundesschuldenverwaltung 2001



Das Ponzi-System ist ein Investmentschema, wonach eine unendliche Zahl von Investoren angegangen wird und die vorhergehenden Anleger durch die neu eintretenden Investitionen ausbezahlt werden. Mit anderen Worten handelt es sich um eine Spielart des Pyramidensystem. Populär wird die Methode auch dadurch charakterisiert: “Von Peter wird geborgt, um Paul auszuzahlen.“  10’550 Anleger haben Ponzi 1920 9,8 Mio. Dollar anvertraut. Das System läuft so lange als die versprochenen Gewinne der Anleger, durch immer mehr neue „Dumme“ aufgefangen werden können.

http://www.swiss-advocate.com/publikationen/NEW%20ECOCRIME.doc


* ich bitte die Grundlagen auf der Homepage nachzulesen: www.miprox.de

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