BRD / Sparquote vs. BIP

    • Die hohe Sparquote sei schuld, hieß es in jüngerer Zeit. Wenn alle weniger auf die hohe Kante legen würden, ginge es allen besser. Das ist nicht einmal falsch. (>>)
    • „Wir setzen darauf, den Menschen mehr Zuversicht zu vermitteln, um die Konjunktur anzuheizen. Denn wir haben eine außergewöhnlich hohe Sparquote.“
    (>>)

Solch Aussagen lesen und hören wir häufiger. Was ist tatsächlich dran?

 

Fangen wir erst mal mit der Sparquote mit ihrer absoluten Höhe an sich an. Folgend Graphik zeigt sie seit 1951. Zusätzlich ist das BIP-Wachstum und die Arbeitslosenquote dargestellt.

• Für 2004 lag die Sparquote bei 10,6%. Abgesehen von der jüngeren Vergangenheit, den Jahren 1996-2003, und den Jahren nach der Währungsreform (1948), 1951 bis 1963, war die Sparquote seit 1964 immer höher! Von 54 Jahre (1951-2004) lag sie demnach 33 Jahre, oder 61,1%, über den 10,6% des Jahres 2004. Und das zum größten Teil wirklich nenneswert. Und trotzdem waren die Wachstumsraten -wenn es sie denn gab- im Schnitt um einiges höher als in jüngerer Zeit.

• Sehen wir uns signifikante Peaks der Sparquote an (1965, 1975, 1981 und 1990) fällt auf, das in zwei Fällen ('75 und '81) das BIP ein ebenso signifikantes Tief erreicht hatte, oder zumindest kurz davor lag. In den zwei anderen Fällen aber ('65 und '90) lag das BIP gerade auf einem Hochpunkt, oder zumindest noch in der Nähe. Bei den Tiefpunkten ist das ganz ähnlich, eine echte Korrelation à la "Sparquote runter --> BIP rauf, und umgekehrt" liegt nicht vor. Jedenfalls vermag ich keine zu erkennen.

• Ebenso die Arbeitslosenquote: mal fällt diese jahrelang (oder bleibt mindestens gleich) und die Sparquote steigt (1951-1970 und 1984-1990), mal ist es genau umgekehrt (1981-1983 und 1991-1997), mal fällt und steigt beides. Auch hier wird eine wirkliche Korrelation nicht sichbar.

Ich zitiere nochmal: "Die hohe Sparquote sei schuld" und  "...außergewöhnlich hohe Sparquote"

    Meiner Meinung nach, kann bis hierher ein Zusammenhang nicht hergeleitet werden!!

Vielleicht ist es ja gar nicht die Höhe der Sparquote selbst, sondern die Veränderung von Jahr zu Jahr: das Wachstum (oder der Rückgang)?!

Auch dazu habe ich eine Graphik angefertigt.

Zudem habe ich mir jedes einzelne Jahr angeschaut, auf obige Zitate abgeklopft und alles in eine Tabelle gepackt.

• Wenn die Inhalte der ZItate stimmen sollten, dann ergeben sich zwei Aussagen, die für das jeweilige Jahr passen müssen:

    "Sparquote steigt und BIP fällt" sowie

    "Sparquote fällt und BIP steigt"

    Diese sind in der Tabelle  hellgrün   unterlegt.

• Zum Abgleich müssen außerdem die gegenteiligen Fälle betrachtet werden; diejenigen also, die den zitierten Aussagen widersprechen:

    "Sparquote steigt und BIP steigt" sowie

    "Sparquote fällt und BIP fällt"

    Diese sind in der Tabelle    hellrot  unterlegt.

 Hier das Ergebnis:

      .

    Sparquote steigt und BIP fällt

    Sparquote fällt und BIP steigt

    Sparquote steigt und BIP steigt

    Sparquote fällt und BIP fällt

    1952

    .

      .

     

    1953

      .

     

     

    1954

      .

     

     

    1955

      .

     

      .

    1956

      .

      .

     

    1957

      .

     

     

    1958

     

      .

     

    1959

      .

     

     

    1960

      .

     

     

    1961

      ..

     

     

    1962

      .

     

     

    1963

     

      .

     

    1964

      .

     

     

    1965

     

     

     

    1966

      .

     

     

    1967

      .

     

     

    1968

      .

     

     

    1969

      .

     

     

    1970

     

     

     

    1971

      .

     

     

    1972

      .

      ..

     

    1973

      .

     

     

    1974

     

     

     

    1975

      .

     

     

    1976

      .

     

     

    1977

      .

    .  

     

    1978

      .

     

     

     

    1979

      .

      .

     

      .

    Sparquote steigt und BIP fällt

    Sparquote fällt und BIP steigt

    Sparquote steigt und BIP steigt

    Sparquote fällt und BIP fällt

    1980

     

     

     

    1981

     

     

     

      .

    1982

     

      .

     

    1983

     

      .

     

    1984

     

     

     

    1985

     

     

     

    1986

      .

     

     

    1987

     

     

     

    1988

     

      .

     

    1989

     

     

     

    1990

     

     

     

    1991

     

     

     

    1992

     

     

     

    1993

     

      .

     

    1994

     

     

     

    1995

     

     

     

    1996

     

      .

     

    1997

     

     

     

    1998

     

     

     

    1999

     

     

     

    2000

      .

     

     

    2001

     

     

     

    2002

     

     

     

    2003

     

     

     

    2004

    .  

      .

     

     Summe Häkchen

    17

    10

    12

    14

    Summe Häkchen
     gesamt

    27

    26

In den vergangenen 53 Jahren (1952-2004), trafen demnach in 27 Jahren die Aussagen zu, und in 26 Jahren nicht zu.
In der Hälfte der Fälle (Jahre) stimmt's also, in der anderen Hälfte nicht. 50:50! Wie beim Roulette, wenn auf Farbe gesetzt wird. ==> Eine Korrelation Sparquote/BIP ist demnach auch hier nicht vorhanden!!

Resümee:

Kurz noch: Es ging NICHT um die Frage, warum die Sparquote fällt oder steigt. Ich nehme an, das wird mehrere, verschiedene Ursachen haben (evtl. z.B. Zinsen, Einkommesentwicklung, allg. Stimmungslage, usw.), die zu untersuchen nicht Gegenstand waren. Es ging nur darum, die verbreitete Meinung zu durchleuchten, daß die Sparquote einen Einfluß auf das Wachstum habe!!

Also, aus all dem wird recht deutlich, daß die Aussagen   "Die hohe Sparquote sei schuld" und  "...außergewöhnlich hohe Sparquote" -oder auch ähnliches mehr- nicht haltbar sind. Offensichtlich hat die Sparquote keinen Einfluß auf das Wachstum-zumindest nicht in der BRD!!
(Für andere Länder mag das u.U. anders sein! Keine Ahnung! Deshalb vorsorglich die Beschränkung auf Deutschland!)

Wir wissen aber sehr wohl, was einen unmittelbaren Einfluß auf das Wachstum hat. Um nicht sogar zu sagen, NUR das:

    Nachgefragt hat schon der Unternehmer und du entscheidest nur welcher von ihnen deine Bedürfnisse am besten erraten und für dich am nützlichsten nachgefragt hat. Dem gibst du dann sein Schuldenkärtchen zurück. Ob das real (=bares) oder virtuell (=gebucht) geschieht, spielt keine Rolle und hat keinen Einfluss auf den Preis.
    .....
    Es ist das alte Elend: Die Vorstellung es gäbe heute so etwas wie "Nettogeld" ist ganz und gar falsch. 

    Wir haben heute überhaupt kein Geld mehr, sondern ausschließlich in gesetzliche Zahlungsmittel [GZ] verwandelte Kredite (Schulden). 

    Und mit der Verwendung dieser in GZ verwandelten Kredite kann kein Mensch der Welt zweimal bezahlen. Ein Kredit wird nicht getauscht (das ging beim Tausch von Goldstücken in Waren), ein Kredit wird immer abgetreten (zediert). 

    Unsere Banknoten, die letztlich nur der bereits vorhandene Kredit in anderem Gewand sind, werden ausschließlich zediert. Und Zession bedeutet: Die ursprüngliche Schuld ist und bleibt offen. 

    Es wird also niemals "bezahlt", sondern es werden immer nur offene Rechnungen vorgetragen. 

    Diese wiederum lassen sich nur durch zusätzliche offene Rechnungen vortragen. Die offene Rechnung dokumentiert dann ein weiterer Schuldtitel, der dann wieder gegen Ablieferung des Titels bei der Notenbank von ihr in gesetzliches Zahlungsmittel verwandelt werden kann. 

    Das System muss daher kollabieren, wenn nicht ununterbrochen zusätzliche Kredite veranstaltet werden. Die alten Kredite laufen aus, das GZ muss wieder in die Notenbank zurück. Und neue Kredite, um zusätzliche GZ zu schaffen, fehlen... 

    Noch lassen sich alte Kredite in GZ verwandeln, weil es davon eine Menge gibt (ausführliche Postings). Schmilzt der Berg der alten Kredite aber ab, sie haben schließlich Fälligkeiten, die immer näher rücken, und kommen keine neuen dazu, ist es in einem Kreditgeldsystem völlig unmöglich, zusätzliches GZ zu schaffen. 

    Das System kann niemals am zusätzlichen Geld scheitern (am vorhandenen schon gar nicht), sondern es wird am fehlenden zusätzlichen Kredit scheitern. 

    Wird bei den Banken kein zusätzliches GZ mehr angefordert oder verliehen die Banken solches nicht mehr (und Banken können GZ immer nur verleihen, niemand kann sich Banknoten bei den Banken "umsonst" beschaffen) werden die Banken auch kein GZ mehr bei der Notenbank abholen. 

    Alles GZ muss immer durch das Nadelöhr der Banken, das Publikum kann sich niemals GZ direkt beschaffen.

    Es liegt also ausschließlich bei der Kreditaufnahmebereitschaft des Publikums, wie sich eine Wirtschaft entwickelt. Jede Banknote, die das Publikum haben will, muss sich das Publikum bei den Banken leihen. Die Banknoten tragen also einen unsichtbaren Coupon (wie alle Schuldtitel), nur verbleibt der bei der Bank und wird dort als Zins für die Tage verbucht, die das Publikum gesetzliche Zahlungsmittel sich beschaffen will. Das Publikum muss dann die Banknoten zurückgeben plus den Zinssatz für die Hergabe von Banknoten an die Banken bezahlen.
    .....
    ( >>)

  P.S.:
1.) Link zur Datenquelle: >>
2.) Wir wissen zwar, daß auch in der BRD die Statistiken ständig "Revisionen" unterworfen sind. Ich denke aber, daß obige Betrachtungen trotzdem sinnvoll sind, denn im Grunde schauen wir zum größten Teil ja auf die Verhältnisse untereinander, und die werden sich nicht großartig verändert haben!!!
 

www.miprox.de