Kurze Ankündigung:.

Hier und in dieser Verlinkung ist einiges nicht haltbar. Z.B. das hier:

Der Zinsanteil in den Preisen der Produkte und Leistungen der Unternehmen ist also weit entfernt von dem, was gelegentlich behauptet wird (40 % usw.!). Würden die Zinsen komplett aus der Kalkulation aller Unternehmen verschwinden, würde eine Ware statt zu 100 zu ca. 99,3 € im Regal stehen.
Zwar stimmen die Zahlen (31,5 Mrd. € Nettozinszahlungen der Unternehmen), aber daraus zu schließen, daß dieser Wert genau der Wert ist, der demjenigen in den Preisen entspricht, ist definitiv falsch. 

Wir haben absolut keine Ahnung wie sich diese Summe in der Lieferkette, und somit in den Preisen, niederschlägt ! Wir können das anhand der Statistik "rückwärts" nicht mehr auseinanderbröseln.

Dies nur mal als erste Erwähnung. Muß ich demnächst alles ein weinig ausführlicher machen.

Irrende Grüße !


Der Zins - wirklich ein "Killerzins" ?


Vorab:
Es geht hier NUR um den Zins und dessen Einfluss und um die Frage ob wirklich der ZINS der Killer ist. Um sonst nichts ! Es geht NICHT um die allgemeine Verschuldung als Folge des Debitismus. 
 
DIE UNTERNEHMEN
 

 
* Hochgerechnete Ergebnisse. Geschätzte Angaben, auf halbe und ganze Mrd 5 bzw. Prozentpunkte gerundet. – 1 Einschl. anderer aktivierter Eigenleistungen. – 2 Löhne, Gehälter, soziale Abgaben und freiwillige soziale Aufwendungen. – 3 überwiegend Abschreibungen auf Forderungen, Wertpapiere und Beteiligungen. – 4 Bei Personengesellschaften und Einzelunternehmen nur Gewerbeertragsteuer. – 5 Jahresüberschuss vor Gewinn- bzw. Verlustübernahmen und -abführungen. – 6 Steuern vom Einkommen und Ertrag. – 7 Gesamtleistung abzüglich Materialaufwand. 
Nebenstehende Tabelle aus dem Monatsbericht (April '03) der BuBa zeigt die Gesamtbilanz aller deutschen Unternehmen. Wobei folgende Erläuterungen zu beachten sind:
 
 
  • In der Statistik fanden nur die Bereiche Eingang, die in Deutschland produzieren bzw. leisten, damit man auch deren G+V-mäßige Belastung in Deutschland erkennen kann (inkl. Zinsbelastung) weshalb keine Konzernbilanzen von international tätigen Unternehmen genommen wurden. Deshalb sind die aus Konzernbilanzen entnommenen gezahlten Zinsen nicht zu rechnen (Telekom / Voicestream, DaimlerChrysler, VW, RWE, BASF usw.). 

  •  
  • Es handelt sich bei den Zinsaufwendungen um die tatsächlichen geleisteten Zinsen, die sich anhand der Jahresabschlüsse errechnen lassen (bzw. bei kleinen Unternehmen, deren Bilanzen noch nicht vorliegen, aufgrund bereits vorliegender früherer Bilanzen hochgerechnet wurden). 

  •  
  • In den Zinsaufwendungen sind auch solche gegenüber verbundenen Unternehmen enthalten, also nicht nur gegenüber Banken. Da in den entsprechenden anderen Bilanzen Zinserträge erscheinen, sind diese gegenzurechnen, so dass die gesamten Zinsen, die von den Unternehmen an den MFI-Sektor gezahlt wurden, sich für 2000 auf netto 28,5 Mrd € belaufen (49,5 minus 21). 

  •  
  • Die Zahlen der Tabelle geben genau das wieder, was in Deutschland tätige Unternehmen bzw. Konzernteile an Zinsaufwendungen haben, um Waren bzw. Leistungen zu erbringen. 

  • Quelle: zuständiges Referat der Deutschen Bundesbank
     

    Für eine grundsätzliche Betrachtung sind diese Zahlen selbstverständlich dennoch tauglich !!

     


     

    Also, schauen wir uns die Zahlen mal an. Was fällt auf ?
     

    (2001)
    Personalaufwand 600 Mrd. €
    Steuern 99 Mrd. €
    Nettogewinn 52,5 Mrd. €

    Dazu erst einmal eine These zum Nachdenken:

    Wuerden saemtliche Unternehmensgewinne abgeschafft, und den Arbeitnehmern auf die Gehaelter geschlagen, ergaebe sich ein durchschnittlicher Lohnzuwachs von knapp 9% (natürlich würde dann niemand mehr irgendetwas unternehmen). Aber einfach mal angenommen.

    Fuer diese 9% (selbstverständlich nur für 2001) diesen ganzen vermoderten Tarifkrampf usw. ? Ist das wirklich angemessen ?

    Ebenfalls interessant: Der Staat kassiert aus der Tätigkeit der Unternehmen doppelt so viel Gewinn wie die Unternehmen selbst. Wenn das kein weiterer Grund ist, die Steuern noch mal kraeftig anzuheben.
     

    Apropos Staat, nur mal zum Vergleich (alles in Mrd. €):
     
    Unternehmen 2001: Staat 2001 :
    Erträge: 3673
    Aufwendungen: 3620,5
    Gewinn: 52,5
    Nettozinsaufwendungen: 31,5
    Erträge/Einnahmen: 193,8
    Aufwendungen/Ausgaben: 243,2
    "Gewinn": -49,4
    Nettozinsaufwendungen: 38,45

    (aus Monatsbericht 02.2002, Bundesministerium der Finanzen)

    Irgendwas läuft da wohl falsch !
     

    Und nun zum eigentlichen Thema:
     

  • Besonders die Zahlenfolge unten ist interessant, da sieht man mal, was übrig bleibt + dass der Nettozinsaufwand unter 1 % liegt. Ich habe mal bei der BUBA geschaut wie sich Zinsen entwickelt haben.

  •  

     

    Die Kontokorrent-Zinsen für 0,5-2,5 Mio € lagen 12/2000 bei durchschn. 9,12 %. Im märz lagen sie bei 8,47 %. Das sind nur 0,65 %-PUNKTE weniger!!! Oder 7,1 % Senkung. Sind wir mal großzügig und rechnen mit 10 %. Dann hat sich der ganze Zinsaufwand der Unternehmen um 10 % von 1 % auf 0,9 % auf den Gesamtertrag reduziert! Think about it! Die realwirtschaftl. Wirkung der Zinssenkungen der EZB sind also rein rechnerisch PEANUTS! Psychologische Wirkungen laß ich mal außen vor, halte sie aber für wichtig.

    Nun wissen wir warum Zinssenkungen den Firmen so gut wie nix bringen. Die Pferde saufen nicht, nicht in Japan + auch nicht hier. Der EZB-Zins hat sich von 12/2000 von 5,75 auf 3,5 % (3/2003) verringert. Das sind -2,25 %-PUNKTE oder 39,1 % Senkung. Ein Konjukturprogramm für die Banken also (will ich nicht verteufeln).

    Ich denke hier wird klar, dass uns Zinssenkungen nicht aus der braunen Masse bringen werden. Hoffe anderen fällt noch was besseres ein.
     

  • Die Zinsbelastung der Unternehmen wird von der Bundesbank als "winzig" bezeichnet, sofern diese Belastung mit anderen, durch die G+V laufenden Belastungen wie Material, Personal, Abschreibungen, Steuern usw. verglichen wird. Bezogen auf die Gesamtleistung (siehe die Tabelle) in Höhe von knapp 4000 Mrd. € sind die 31,5 Mrd. € tatsächlich nur ca. 0,7 Prozent. Von einer "Zinsknechtschaft" oder Ähnlichem der deutschen Unternehmen könne keinerlei Rede sein.

  •  

     

    Der Zinsanteil in den Preisen der Produkte und Leistungen der Unternehmen ist also weit entfernt von dem, was gelegentlich behauptet wird (40 % usw.!). Würden die Zinsen komplett aus der Kalkulation aller Unternehmen verschwinden, würde eine Ware statt zu 100 zu ca. 99,3 € im Regal stehen. 
     

    Jedoch, der Einfluß auf den Gewinn:
     
     

  • Beispiel: Mittelst. Betrieb 10 Mill Umsatz, Gewinn = 2% = 200.000

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    wären keine Zinsen angefallen, dann wären es 3%Gewinn gewesen = 300.000

    Sollte sich der betriebliche Durchschnittszins von bspw. 6% auf 7,5% erhöhen, dann wären 25% mehr Zins angefallen = neuer Gewinn = 175.000 Gewinn, da sich aber mit leichter Verzögerung auch Leasingraten ändern würden, ist eher von einem Gewinn in Höhe von ca. 150.000 auszugehen. 

    Da der durchschnittliche Personalaufwand in etwa dem 20fachen des Zinsaufwands entspricht kann man sich natürlich vorstellen was es beudeutet, wenn sich die Personalkosten um 2% erhöhen würden durch Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich oder höhere Sozialabgaben, oder sogar durch Tariferhöhung, dann wäre in der Beispielrechnung der Gewinn bei ca. 110.000, bei Personalkostenerhöhung von 5% wäre der Durchschnittsgewinn bei 50.000. In dem Fall wären die Nettolöhne vermutlich um ca. 1% erhöht und wir hätten eine Umsatzrendite von 0,5%, was für einen Unternehmer mit 1 Mill Umsatz einen Jahresgewinn von 5.000 ausmachen würde.
     

  • Verglichen mit dem Jahresergebnis vor Gewinnsteuern sieht es dagegen anders aus. Dieses lag 2001 (siehe Tabelle) bei 95 Mrd., so dass ein Wegfall der Nettozinsbelastung (31,5 Mrd.) dieses um etwa ein Drittel erhöhen würde. Wären die Unternehmen also komplett schulden- und ergo zinszahlungsfrei, würden sie 126,5 Mrd. € vor Steuern verdient haben. 

  •  

     
     
     

    Zusammenfassung:

    Egal was man nun davon hält, oder bis jetzt gedacht hat (für mich waren diese Zahlen auch eine Überraschung, eine überraschend "geringe" wohlgemerk), ich denke die Tabelle spricht für sich (trotz der oben angesprochenen "Einschränkungen" und vorausgesetzt man glaubt ihr  ). Die Zinsen spielen als Kostengröße kaum eine Rolle. Nochmal die größten Posten:

    Material 2223,5 Mrd €, Personalaufwand 600 Mrd. €, Nettozinsaufwand 31,5 Mrd. € (unter 1 % des Umsatzes). 

    Keinesfalls kann die Rede von einer "Gefährdung der Unternehmen durch Zinslasten" sein. Selbstverständlich hat "der Zins" einen "Einfluss" (Punkt Gewinne). Und natürlich muß dieser auch erwirtschaftet werden. Und logischerweise steigen die Zinsaufwendungen bei steigender Verschuldung. Aber im Unterschied zum Staat, müssen die Unternehmen dafür auch eine Leistung erbringen. Sie müssen "ihn" erwirtschaften und sie müssen Tilgen. Und wie wir sehen, funktioniert das ja auch.
    Der Staat hingegen nicht. Womit ? Grob gesagt: 1. Einnahmequelle=Steuern, 2. Einnahmequelle=Schulden. Das wars !

    Sowas wie den "Killerzins" vermag ich nicht zu erkennen. Jedenfalls nicht im Unternehmerbereich (Erläuterungen beachten)

    Das große Problem scheint nicht der Zins an sich, sondern das System in dem er sich "bewegt", und die Wirkung desselben bei "Ausnutzung" des Systems durch den einzigen, der es sich "erlauben" kann Schulden nicht zu begleichen, der STAAT !


    Quelle des schwarzen Textes: ein Mix aus eigenen Recherchen + Text und (hauptsächlich), eine Forumsdiskussion (ich will mich hier ja nicht mit fremden Federn schmücken). 


    Siehe auch hier: GRUNDSÄTZLICHE Betrachtungen zum Thema Zins