Bank Lending Survey des Euroraums

Stand: 13.11.08

Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) im Euroraum, die von den nationalen Zentralbanken des Euro-Währungsgebiets zusammen mit der Europäischen Zentralbank (EZB) durchgeführt wird. Ergebnisse für Deutschland.

Anmerkung:
• Die vollständigen Originaldaten können
 hier (Buba) eingesehen werden.

• Zur Verdeutlichung folgen einige, ausgewählte - nach meiner Meinung die wichtigsten - Fragen und deren graphische Umsetzung (zuzüglich kurzer Kommentare meinerseits)!!

• Nur zur "Sicherheit": Es handelt sich dabei ausschließlich um die Sicht der Banken. Die sitzen zwar -- sozusagen -- an forderster Kreditfront und auf Grund dessen sind deren Einschätzungen durchaus von Interesse. Ein Abgleich mit der tatsächlichen Datenentwicklung sollte nichtsdestotrotz immer mal wieder gemacht werden!

Angesprochener Abgleich kann bei Interesse unter »Neues von der Kreditfront« durchgeführt werden. An dieser Stelle nur so viel: Ganz unabhängig von allem Folgenden zu den Banken, die Neukreditvergabe für den Sept. '08 war durchaus zufriedenstellend!!! Gleichwohl kann der "Blickwinkel Banken" definitiv nicht schaden!

 

 # UNTERNEHMEN #

Frage 1: Wie haben sich die Kreditrichtlinien (credit standards) Ihres Hauses  für die Gewährung von Krediten an Unternehmen (inklusive Kreditlinien) in den letzten drei Monaten verändert?

Bank-Lending-Survey_Frage1.gifKommentar:

Originalkommentar der BuBa: »... die befragten Institute haben ihre Vergabekonditionen in der Breite verschärft, zum Teil deutlich.« In der Tat! "Es" schlägt durch!! Bemerkenswert ist auch noch der Nachfolgesatz: »Dabei blieben sie jedoch erneut hinter den entsprechenden Anpassungen in den anderen Ländern des Euro-Raums zurück.« Ui ui ui, wenn eine derart heftige Verschärfung in Deutschland noch hinter den "Anpassungen" des Euro-Raums zurückbleibt", ja was muss dann erst im restlichen Euro-Raum los sein? FREEZE?!?!? Andererseits zeigt die Euro-Raum Kreditvergabe zwar rückläufige Tendenzen, für den Sept. 08 lag sie aber immerhin noch bei +8,5%. Trotzdem, diesr Sprung auf +33 ist überaus beunruhigend!


 

Frage 3: Wie haben sich die Bedingungen (credit terms and conditions) Ihres Hauses für die Gewährung von Krediten an Unternehmen (inklusive Kreditlinien) in den letzten drei Monaten verändert? Bewerten Sie bitte die genannten Faktoren anhand der folgenden Skala:

Bank-Lending-Survey_Frage3.gifKommentar:
In allen Einzelkomponenten ist gegenüber dem Juli ein deutlich restriktiveres Verhalten der Banken festzustellen! Überdies befinden wir uns seit April/Juli 2007 unübersehbar in einem "Aufwärtstrend". Sehr unschön...!

Überdies ist der Punkt »Zusatz- oder Nebenvereinbarungen (covenantsrecht interessant. Bei wikipedia finden wir unter dem Stichwort »Covenants« u.a. folgendes: »Covenants sind vertragliche Zusicherungen des Kreditnehmers während der Laufzeit des Kreditvertrages. Es handelt sich um Nebenbestimmungen, die bestimmte spezifische Verhaltenspflichten betreffen und diese vorgeben. [...] Ein Abweichen der vereinbarten Bilanzrelationen kann zu einem außerordentlichen Kündigungsrecht für den vereinbarten Kredit durch den Kreditgeber führen.« Offenbar werden die Banken nun doch langsam nervöser und bauen verstärkt Zusatzsicherheiten mit Hilfe besagter Zusatzvereinbarungen (Covenants)  in ihre Verträge ein.

 

2003

2007

2008

Januar

Januar

April

Juli

Oktober

Januar

April

Juli

Oktober

Saldowert*

A) Preis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Marge Ihres Hauses für durchschnittliche Kredite

75

-25

-75

-63

-13

19

 37

19

30

Marge Ihres Hauses für risikoreichere Kredite

94

0

0

-25

38

40

 58

23

44

B) Andere Bedingungen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kreditnebenkosten

31

6

6

0

13

0 15 11 15

Höhe des Kredits oder der Kreditlinie

53

-13

-13

-6

6

6 22 19 35

Sicherheitenerfordernisse

63

0

-13

-6

6

19 11 19 31

Zusatz- oder Nebenvereinbarungen (covenants)

47

-13

-6

-19

6

6 23 19 31

Fristigkeit

44

-13

-13

-19

6

6 4 7 15

Frage 4: Wie hat sich die Nachfrage nach Krediten an Unternehmen (inklusive Kreditlinien) in Ihrem Haus in den letzten drei Monaten verändert (abgesehen von den üblichen saisonalen Schwankungen)?

Bank-Lending-Survey_Frage4.gifKommentar:
Erneut die BuBa selbst:
»Dabei sahen sich die Umfrageteilnehmer erstmals seit etwa drei Jahren einer leicht rückläufigen Nachfrageentwicklung gegenüber.« Wie wir sehen, ist da noch viel Luft nach unten, wenn wir zeitlich weiter zurück gehen. Das bräuchte aber wirklich kein Mensch!! So langsam gehen die Alarmglocken jedenfalls mal an!!


 

Frage 5: Wie haben sich die folgenden Faktoren in den letzten drei Monaten auf die Nachfrage nach Krediten an Unternehmen (inklusive Kreditlinien) insgesamt ausgewirkt (wie in Frage 4 in der Spalte "Gesamt" beschrieben)? 

Bank-Lending-Survey_Frage5.gifKommentar:
Anlageinvestitionen
deutlich nach unten, das ist wohl die entscheidede Aussage hierzu. Ein weiteres Symptom, der doch langsam merkbaren, generellen Verschlechterung. Das das noch weitaus schlechter aussehen kann, zeigen die Jahre 2003 bis 2005. Trotzdem ist die Richtung, nämlich die nach unten, eindeutig erkennbar!!


 

Frage 7: Wie wird sich, Ihrer Einschätzung nach, in Ihrem Hause die Nachfrage nach Krediten seitens der Unternehmen (inklusive Kreditlinien)  in den nächsten drei Monaten entwickeln (abgesehen von den üblichen saisonalen Schwankungen)?

Bank-Lending-Survey_Frage7.gifKommentar:
Da schau her, die Bänker sind wieder vorsichtig optimistisch! Lediglich eine "technische Gegenreaktion" oder doch schon ein charttechnischer "Boden"? Wir werden es sehen!

 

 

 # PRIVATE #

Frage 8: Wie haben sich die Kreditrichtlinien (credit standards) Ihres Hauses für die Gewährung von Krediten an private Haushalte in den letzten drei Monaten verändert?

Bank-Lending-Survey_Frage8.gifKommentar:
Bei beide Kategorien haben die Kreditrichtlinien angezogen. Freilich nur auf ein Niveau, das jahrelang absolut üblich war. Gleichwohl wirkt sich, in der momentanen Situation, meiner Ansicht nach, jede noch so geringe Verschärfung stärker aus, als noch in der Vergangenheit.


 

Frage 13: Wie hat sich die Nachfrage nach Krediten durch private Haushalte in Ihrem Hause in den letzten drei Monaten, abgesehen von den üblichen saisonalen Schwankungen, verändert?

Bank-Lending-Survey_Frage13.gifKommentar:
Das überaus gewichtige Sorgenkind Wohnungsbaukredite nach wie vor in kontraktierenden Gefilden; ein recht misslicher  Umstand!! Wenngleich sich beide Arten ein bisschen entspannt haben, spricht das nicht gerade für eine echte Erholung!

 


 

Frage 15: Wie haben sich folgende Faktoren in den letzten drei Monaten auf die Nachfrage nach Konsumentenkrediten und sonstigen Krediten durch private Haushalte ausgewirkt (wie in Frage 13 beschrieben)?

Bank-Lending-Survey_Frage15.gifKommentar:
1.) Als möglicherweise wichtigsten Faktor interpretiere ich das »Verbrauchervertrauen«. Vieles ist direkt abhängig von dieser Größe (
Kredit = lat. Credere; Vertrauen, Glauben). Und dass das Verbrauchervertrauen regelrecht abgeschmiert ist, stellt definitiv ein Warnsignal dar.

2.) Die »Ausgaben für dauerhafte Konsumgüter...etc.« gehen seit geraumer Zeit ebenfalls peu a peu zurück. Allerdings mit deutlich weniger Schwung und augenblicklich auch noch auf zumindest halbwegs akzeptablem Niveau.

Der Knackpunkt ist und bleibt das Verbrauchervertrauen. Ein scheues Reh, einmal verjagt, ist ungemein schwierig wieder zurück zu holen. Das sieht nicht gut aus.


 

Frage 17: Wie wird sich, Ihrer Einschätzung nach, die Nachfrage nach Krediten seitens der privaten Haushalte in den nächsten drei Monaten entwickeln (abgesehen von den üblichen saisonalen Schwankungen)?

Bank-Lending-Survey_Frage17.gifKommentar:
Herrje, wenn sich die Wohnungbaukredite in der Realität tatsächlich der Erwartungshaltung der Banken anschließen, dann schwimmen wir bald in sehr, sehr trüber See – noch mehr, als sowieso schon.

 

# FAZIT #

Trennen wir das Ganze mal in einzelne Aspekte auf. Ich glaube das macht Sinn.

1.) Die tatsächlichen Zahlen zur Kreditvergabe, unabhängig von irgendwelchen Umfragen, sehen nach wie vor (Sept. 08) gar nicht mal so schlecht aus (Beispiel: Unternehmen und Privatpersonen, BRD). Auf der anderen Seite, ich bin nicht blind. Offensichtlich klemmt's vielerorten ziemlich deftig. Nur, wenn jetzt zusätzlich auch noch die "interne" Kreditvergabe dauerhaft und nennenswert nachlassen würde, dann wäre wirklich bald Schicht im Schacht. Insofern ist dieser Faktor durchaus nicht zu vernachlässigen!

2.) Die hier vorgestellte Umfrage läßt sich wohl wie folgt zusammenfassen:

- Bei den Banken selbst trübt sich die Lage zunehmend ein. Die Krise schlägt endgültig durch!! Dazu ein weiterer Punkt (die BuBa spricht):

»Die Oktober-Umfrage enthielt abermals Zusatzfragen (»Ad-Hoc Umfrage«) zu den Auswirkungen der Finanzmarktturbulenzen auf das Kreditangebotsverhalten der befragten Banken. Hier deuten die Antworten der befragten Institute darauf hin, dass insbesondere Refinanzierungsprobleme auf einigen Märkten zugenommen und auch die Kreditvergabekonditionen stärker beeinflusst haben als in den drei Monaten zuvor.«

Insbesondere die Fragen 22 & 23 geben Grund zur Besorgnis! Bei »Verbriefungen« und »Kreditrisiken« klemmt's, nach Ansicht der Kreditinstitute, ganz gewaltig. Insgesamt zieht sich, laut dieser Umfragen, die Schlinge mehr und mehr zu.

- Bei den privaten, aber auch bei den Unternehmen, zeigt die Umfrage, alles in allem, eine sich fortsetzende, spürbar verschärfende bzw. abnehmende Tendenz! Noch werden die grottenschlechten Zahlen von 2003 - und wohl auch von davor - allerdings nur punktuell erreicht. Gleichwohl sieht es im Allgemeinen auch so schon nicht gut aus.

Gespannt bin ich auf das nächste Umfrageergebnis! Den Oktober können wir wohl getrost als den Monat bezeichnen, in dem "die Krise" aber auch so richtig zugeschlagen hat. Und ich denke, dass sich das erst im Januar-Ergebnis vollständig niederschalgen wird. Wir sollten uns gaaaanz warm anziehen!!

 

P.S.: Prinzipiell hat die ganze Sache einen entscheidenen Haken. Nämlich den, der nicht vorhandenen historischen Daten. Dadurch, daß die Umfrage erst seit Anfang 2003 durchgeführt wird, fehlt zur umfassend korrekten Einordnung der Zahlen einfach der langfristige Vergleich. Wer weiß schon, wie die entsprechenden Werte zu den Boomzeiten ausgesehen hätten. Wollte ich nur drauf hingewiesen haben!