Das Vermögen der Deutschen und der Effekt dessen "Mobilisierung"
 

"Die Bevölkerung muß nur wieder Anfangen ihre Ersparnisse auszugeben und alles wird wieder gut."

So oder so ähnlich, vernehmen wir es des öfteren den Nachrichten oder auch diversen Websites. In diesem Zusammenhang werden dann immer wieder Zahlen in der Größenordnung von 'zig Billionen Euro in den Raum geworfen.

Ist das wirklich alles so einfach ?
 
 

1.) Das "Vermögen" der "Privaten" (BRD):
 

[für 2000]

Quelle: http://www.immopilot.de/Anleger/Immobilienvermogen/hauptteil_immobilienvermogen.html
 

Wie wir sehen sind von den 8,4 Bill. € 3,864 Bill. € in Immobilien investiert. Diese 46 % fallen als unmittelbar "mobilisierbar" also schon mal weg. Wie der Name schon sagt, sie sind "immobil" .

Bleiben also noch die Posten "Geld" und "Sonstiges", wobei "Sonstiges" im Folgenden nicht weiter betrachtet wird.

Sehen wir uns den "Geldposten" etwas näher an:


 

Was davon ist wirklich -ohne größere "Schäden"- für den Konsum zu verwenden ?

Aktien/Investmentfonds ? 
Was würde wohl passieren, wenn die meisten Anleger auf die Idee kommen ihre Anteile zu verkaufen ? Wäre das tatsächlich konsumfördernd ?
Geldanlagen bei Versicherungen ? 
Auf keinen Fall in Gänze (z.B. Lebensversicherung frühzeitig kündigen ?).
Festverzinsliche ?
Haben Laufzeiten. Also auch nicht komplett.

Bleibt der erste Balken. 
Nehmen wir diesen als komplett zur Verfügung stehend an. Zusätzlich nehmen wir noch an, das aus den anderen Posten sukzessive Auszahlungen getätigt werden, welche ebenfalls nicht für das alltägliche Leben (Miete, Brot usw.) benötigt werden. 

Da es hier nicht um die genauen Zahlen, sondern um das Prinzip geht, nehmen wir also einfach mal eine Summe von 1,5 Bill. € an.

Aus dem oft genug zitierten "Gesamtvermögen" (hier 8,4 Bill. €) bleiben letztlich nur noch ca. 17,9 % (1,5 Bill. €) für den viel gepriesenen zusätzlichen Konsum übrig.

Das relativiert die ganze Sache doch schon mal ein "wenig". 

Aber immerhin, es handelt sich um ca. 1,5 Bill. Ist ja auch nicht ohne
Allerdings gibt es hierzu ein interessantes Detail.

Aber was würde mit diesem Geld nun bewirkt? Was ist mit diesem "Geld"? Wie geht es "damit" weiter?
 
 

2.) "Mobilisierung" ?
 

Um die "Wirkung" jener 1,5 Bill. € zu ergründen, stelle ich mal folgenden Gedankengang in den Raum. Hierbei ist es nützlich im ersten Schritt einen Extremwert anzunehmen:

a.) Was würde passieren, wenn sich ab sofort niemand mehr Geld beschaffen würde? Was passiert nun mit den 1,5 Bill. €?
Allgemein wird ungefähr so argumentiert: "Nichts ! Was soll schon damit passieren? Da ist da !!"

Wirklich nichts? 

An diesem Punkt muß ich noch mal wiederholen: 

  • "Geld" gibt es nur durch einen Verschuldungsvorgang, sonst wäre es gar nicht existent.
  •  
  • Deshalb: Alles Geld ist Kredit. Da Geld nur und ausschließlich durch Kredit entsteht, gibt es, gesamtwirtschaftlich gesehen, keine Ersparnisse. Daraus folgend, steht einem Guthaben eine Schuld in gleicher Höhe gegenüber. Oder umgekehrt, werden Schulden zurückbezahlt, verschwindet ein Guthaben in gleicher Höhe.
  •  
  • Jeder Kredit hat eine Fälligkeit
  • (wie ihr wißt, alles im Detail u.a. hier nachzulesen)

    Die letzte Aussage gilt selbstverständlich auch für unsere 1,5 Bill. Wenn wir nun hiermit "Einkaufen" gehen, ist der einzig erzielte Effekt, das jemand anderer in die Lage versetzt wird, seine zwingend fälligen Kredite zu bedienen. Nach Ablauf aller Fristen und der Rückzahlung in Höhe von 1,5 Bill. € zu eben diesen, wären die ganzen 1,5 Bill. € schlichtweg nicht mehr existent. Platt ausgedrückt, hat sich das ganze schöne "Geldvermögen" der Deutschen in Luft aufgelöst.

    Wenn aber lediglich vorhandene Kredite zurückbezahlt werden, wo bitte ist dann der zusätzliche Konsumeffekt?

    Richtig, es gibt "ihn" nicht !!

    Schwächen wir obigen Gedankengang (...niemand mehr Geld beschaffen...) ein wenig ab. Sagen wir anstatt "niemand" einfach "immer weniger". 

    b) Also: Was würde passieren, wenn ab sofort "immer weniger" Geld beschafft werden würden?
    An den oben gezeigten grundsätzlichen Überlegungen ändert sich hier noch überhaupt nichts. Da neues Geld -neue Kredite- aufgenommen werden, würde die ganze "Sache" auf Grund der neu vereinbarten Fristigkeiten nur etwas länger dauern. Ein zusätzlicher Konsumeffekt ist auch hier nach wie vor nicht vorhanden ! (Wenn aber "nach wie vor" lediglich vorhandene Kredite zurückbezahlt werden, wo bitte ist dann der zusätzliche Konsumeffekt?). Ebenfalls wäre theoretisch irgendwann das "Vermögen" ins Nirvana verschwunden.

    Ganz nebenbei, genau das ist es, was im Moment passiert, oder was zu mindest vor uns liegen kann. "Immer weniger" können ob ihrer bereits vorhandenen Verschuldung neue Kredite aufnehmen -außerdem halten sich die Banken, zu mindest in jüngerer Vergangenheit (hat sich ein weinig gelockert), bei der Kreditvergabe vornehm zurück-, wobei gleichzeitig mit allerlei "Tricks" versucht wird dies zu verhindern. Denn das böse Wort, was mit "D" anfängt und mit "eflation" aufhört, WILL niemand in den Mund nehmen.

    Drehen wir den "Gedankengang" nun komplett um und setzen anstatt  "immer weniger" "immer mehr" ein.

    c) Also: Was würde passieren, wenn "immer mehr" Geld beschafft werden würden?
    Erst jetzt haben wir eine komplett neue Situation. Ab diesem "Wendepunkt" kann die Tilgung der vorhandenen Kredite zu ihren Fristigkeiten mit einem bleibenden "Überschuß" an Neuen vollzogen werden. Dieser "Überschuß" steht danach u.a. für zusätzlichen Konsum zur Verfügung. 

    Das ist die Situation die wir brauchen !!

    Das ist auch die Situation, die wir -mehr oder weniger- die letzten Jahrzehnte hatten. Mit all ihrer bekannten Folgen.
     
     

    3.) Schlussfolgerung

    Aus diesen Überlegungen können wir ableiten, das ein positiver "Konsumeffekt" nur durch neue "Geldaufnahme", respektive neue Kreditaufnahme, möglich ist. 

    Es kommt NIE auf vorhandene Kredite alias vorhandenes Geld an (die können so hoch sein wie sie wollen), sondern immer auf zusätzliche

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    Jeden Euro, den jemand in der Hand hält, ist in der selben Sekunde ein anderer schuldig. Hältst Du den Schein, ist der andere in der Zwickmühle und muss sich woanders andere (oder neue) Euros beschaffen. 

    Was auf dem Konto liegt, ist immer schon ein anderer schuldig, der dringend auf die Kohle wartet. Was auf "new credit" gekauft wird, ist derjenige schuldig, der den "new credit" bekommen hat bzw. hat nehmen dürfen. Er ist dann ein zusätzlicher Schuldner, der ab Kauf auf Kredit nun seinerseits dringend wartet, dass das Geld, das er schuldig ist, am Fälligkeitstag bei ihm erscheint (als Lohnzahlung z.B.).
     


    P.S.: All das sind grundsätzliche Überlegungen und eine prinzipielle Beschreibung des momentanen Zustands (wer kennt schon die nächste Gesetzesänderung ? ). Weiterhin "spielen" hier natürlich viele "Feinheiten" und Einflüße hinein, welche in dieser "Kurzbeschreibung" nicht erfasst werden können.
     
     
     
     
     
     

    Detail: 
    Der enthaltene Bargeldanteil betrug z. B. im Dez. 2001 92,412 Mrd. €  (= 0,092412 Bill. €). Also gerade mal ca. 6 % der angenommenen 1500 Mrd. € (1,5 Bill. €).

    Quelle:http://www.bundesbank.de/stat/zeitreihen/html/tud300.htm
     

    Das alles unter folgender Voraussetzung:
     

    Geschaeftsbanken schoepfen kein Geld 

    Geschaeftsbanken koennen kein Geld schoepfen, schon garnicht aus dem Nichts, es sei denn, sie selbst treten als Kreditnehmer auf.

    Wie das ?

    Geld ist nur GZ (gesetzliches Zahlungsmittel), nur GZ ist Geld.
    GZ ist das, was die ZB auf der Passivaseite ihrer Bilanz unter "umlaufenden" Banknoten verbucht hat. [z.B. BuBa von 1995]
    Banknoten sind Bargeld, nur Bargeld ist Geld.

    Alles andere, wie z.B. "Geld" auf einem Giralkonto ("Giralgeld"), ist kein Geld sondern "nur" Guthaben (Gutschrift) auf Geld.
    Geld kann immer nur eine ZB "schoepfen", denn nur sie darf Banknoten in den "Umlauf einschiessen".

    Eine ZB schoepft genau dann Geld, wenn sie mit ihren kellergelagerten Banknoten von Geschaeftsbanken hereingenommene Wertpapiere bezahlt, auf diesem Wege gelangen Banknoten "in den Bargeldumlauf".

    Selbstverstaendlich findet eine solche Geldschoepfung auch in den Bilanzen der ZB und Geschaeftsbanken buchhalterisch ihren Niederschlag. 

    Geschaeftsbanken schoepfen KREDIT. Das Hinterlegen einer eingenommenen Geldsumme als Mindestreserve bei der ZB macht die Geschaeftsbank "kreditready" (kreditschoepfungsfaehig) und versetzt sie damit in die Lage, als Kreditgeber das n-fache der hinterlegten Mindestreservesumme kreditnehmenden Interessenten anbieten zu duerfen.

    Kredit schoepft eine Geschaeftsbank genau dann, wenn sie einem Kreditnehmer dessen Kreditnachfrage stattgibt (indem sie die Aktivaseite ihrer Bilanz um diese gewaehrte Kreditsumme verlaengert).

    Es ist der Kredit, der aus dem Nichts erzeugt wird, und der nach seiner Rueckzahlung wieder in diesem Nirvana verschwindet.

    Selbstverstaendlich wird auch ein solcher Kreditschoepfungsakt buchhalterisch bei Kreditgeber und Kreditnehmer festgehalten, die festgehaltenen Summen werden ausschliesslich als "Giralgeld" auf "Giralgeldkonten" gebucht.

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