Rolle und Bedeutung von Zinsderivaten
.....
Im April 2001 wurden an den Terminbörsen
täglich
Zinskontrakte im Wert von 2,2 Billionen US-$ umgesetzt, beinahe das
Doppelte im Vergleich zu Mitte der neunziger Jahre. Noch grˆöere Zuwächse
waren im außerbörslichen Geschäft zu verzeichnen, wo sich
der Umsatz von Zinsderivaten im gleichen Zeitraum auf 0,8 Billionen US-$
mehr als verdreifachte. Der Nennwert aller offenen Zinskontrakte - börslich
und außerbörslich - lag Ende Juni 2001 mit 93 Billionen US-$
um ein Mehrfaches über dem Nominalwert aller ausstehenden Anleihen
(36 Billionen US-$).
.....
Der außerbörsliche Derivatehandel,
der so genannte Over-the-Counter-Markt (OTC), verzeichnete in den letzten
Jahren noch stärkere Zuwächse als die Terminbörsen. Ende
Juni 2001 betrug der Nennwert aller offen stehenden, außerbörslichen
Zinskontrakte mit 76 Billionen US-$ gut das Vierfache desjenigen der
börsennotierten Zinsderivate (17 Billionen US-$). Drei Viertel dieses
Betrags entfielen auf Zinsswaps, 14% auf Optionen und 10% auf Forward Rate
Agreements.
.....
Der Markt ist sehr konzentriert:
Gut die Hälfte aller Transaktionen in außerbörslichen Zinsderivaten
finden zwischen rund 60 Instituten - davon sieben aus Deutschland - statt.
In einzelnen Bereichen gibt es nur eine handvoll Akteure, die den Großteil
der Umsätze unter sich ausmachen.
.....
Stabilität des Finanzsystems
Mögliche Risiken für die
Stabilität des Finanzsystems sind in erster Linie mit dem außerbörslichen
Derivatehandel verbunden, da sich dieser auf eine vergleichsweise geringe
Anzahl von Intermediären mit einer vielfältigen Präsenz
in den verschiedenen Marktsegmenten konzentriert. Über die Auswirkungen,
die der plötzliche Zusammenbruch eines bedeutenden Marktmachers auf
die Stabilität des Finanzsystems haben kann, liegen bislang zwar keine
gesicherten empirischen Erfahrungen vor. Es gibt jedoch Anzeichen dafür,
dass die Derivatemärkte liquide genug sind, um die rasche Auflösung
umfangreicher Positionen ohne größere Verwerfungen zu ermöglichen.
Problematischer als der Zusammenbruch einzelner Institute sind indes Schieflagen,
die mehrere Institutionen betreffen. Die Erfahrungen vom September und
Oktober 1998 zeigen, dass in diesen Fällen schnell die Grenze der
Resistenzfähigkeit der Märkte erreicht werden kann.
.....
In Deutschland werden Derivate in
der Regel erst bei Fälligkeit bilanzwirksam. Zuvor gelten sie als
schwebende Geschäfte, die in der Bilanz nicht erscheinen, sondern
allenfalls in den Erläuterungen zum Jahresabschluss erwähnt werden.
.....
Eine weitere Schwierigkeit bei der
Bilanzierung außerbörslicher Derivate liegt im Fehlen eines
beobachtbaren Marktpreises, zu dem offene Positionen bewertet werden können.
Während es für Produkte von der Stange, wie einfache Swaps oder
Optionen, anerkannte Preismodelle gibt, ist die Bewertung komplexer Derivate
oft nur schwer nachvollziehbar. Aus den genannten Gründen ist die
finanzielle Lage der großen Akteure an den Derivatemärkten für
Außenstehende nur schwer einzuschätzen.
.....
Aus:Deutsche
Bundesbank Monatsbericht Januar 2003
________________
So, jetzt lehnt
euch mal zurück und laßt einfach mal die Dimensionen der Zahlen
auf euch wirken. Nur zum Vergleich:
BIP BRD bei ca.
2 Bill. € ($)
BIP USA ca. 10
Bill. $
|
Täglicher
Umsatz Derivate 2 Bill. $
Summe austehender
Derivate 93 Bill. $ (also mal eben knapp das 10-fache)
|
Interessant
finde ich auch noch folgende Aussagen:
"...In einzelnen
Bereichen gibt es nur eine handvoll Akteure..."
Risikostreuung
?? Und das bei 93 Bill. $. Na ja...
"...die
in der Bilanz nicht erscheinen..."
Zwar bei Fälligkeit
dann schon (immerhin), aber was da so "zwischendrin" passiert...
Natürlich
können "die" sich damit in allen möglichen Richtungen positionieren/absichern,
aber bei solchen Größenordnungen nähert sich das in meinen
Augen russischem Roulette. Allerdings muß ich zugeben, daß
ich nicht gerade als Fachmann durchgehe, dies also nicht wirklich "fachmännisch"
einschätzen kann. Trotzdem, die Zahlen an sich sind schon interessant
genug, um hier gezeigt zu werden.
Und noch was:
|
In
dem Schaubild wird die Entwicklung der Kapitalströme, des Welthandelsvolumens
und des realen Welt-BIP für die Jahre von 1975-2000 dargestellt.
Die Kapitalströme
weisen mit großem Abstand den steilsten Wachstumstrend auf, besitzen
aber auch die größte Volatilität. Das Wachstum des Welthandels
lag höher als das Wachstum des Welt-BIP.
Die Werte für
1975 sind für alle drei Zeitreihen auf 100 normiert worden. Die Zeitreihen
der drei Indizes besitzen einen logarithmischen Maßstab. Im Jahr
2000 lagen die Indizes der Kapitalströme, des Welthandel und des Welt-BIP
ungefähr bei 3.000, 400 und 220.
http://www.bmwi.de/Redaktion/Inhalte/Downloads/
br-wirtschaftsbericht-2002.pdf,property=pdf.pdf
|
Was das noch
mit "tatsächlichem Wirtschaften" zu tun hat, ist mir schleierhaft.
Willkommen im globalen Casino !
|