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Aufnahmedatum: 31.03.03
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"Stupid White Men"
von Michael Moore
[Seite 23 - 34]
Der Wahlbetrug (Titel
von mir eingefügt, damit man weiß worum es geht)
Der Coup wurde schon lange vor den miesen Tricks
am Wahltag
2000 geplant. Im Sommer 1999 zahlte Katherine
Harris vier Mil-
lionen Dollar an Database Technologies. Harris
ist nicht nur Eh-
renmitglied bei den dummen weißen Männern,
sondern auch
stellvertretende Wahlkampfleiterin für Bush
und Innenministerin
von Florida. Damit war sie fiir die Durchführung
der Wahl in ih-
rem Staat verantwortlich. Database sollte die
Wahlregister Flori-
das durchgehen und jeden streichen, den man eines
Verbrechens
»verdächtigte«.
Harris handelte mit dem Segen des Gouverneurs
von Florida, George W.s Bruder Jeb Bush - dessen
tugendhafte
Gemahlin einmal bei dem Versuch erwischt wurde,
Schmuck im
Wert von 19000 Dollar am Zoll und an der Steuer
vorbei ins
Land zu schmuggeln... Das ist eigentlich eine
Straftat.
Aber hey, wir sind in Amerika. Wir verfolgen Verbrecher
nicht,
wenn sie reich oder mit einem regierenden Bush
verheiratet sind.
Laut Gesetz dürfen Vorbestrafte in Florida
nicht wählen. Na-
türlich bin ich davon überzeugt, daß
die Richter in Florida stets
untadelig und völlig unvoreingenommen urteilten.
Aber dieses
Gesetz hat traurigerweise zur Folge, daß
31 Prozent aller männ-
lichen Schwarzen in Florida nicht wählen
dürfen. Harris und
Bush wußten, daß durch die Streichung
der Vorbestraften aus
den Wahlregistern Tausende von schwarzen Bürgern
von den
Wahlurnen ferngehalten werden würden.
Die schwarzen Bürger Floridas sind in überwältigender
Mehr-
heit Demokraten - zweifellos bekam AI Göre
am 7. November
2000 über 90 Prozent ihrer Stimmen.
Das heißt, 90 Prozent derer, die wählen
durften.
Mit einem Streich, der nichts anderes als ein
Massenbetrug
durch den Staat Florida war, entfernten Bush,
Harris und Data-
base nicht nur Tausende schwarzer Bürger
mit Vorstrafen aus
dem Register, sondern auch Tausende schwarzer
Bürger, die
noch nie in ihrem Leben eine Straftat begangen
hatten - zusam-
men mit Tausenden von Bürgern, die nur geringfügige
Vergehen
begangen hatten.
Wie war das möglich? Database (eine Firma
mit starken Ver-
bindungen zu den Republikanern) erhielt von Harris'
Büro die
Anweisung, das Netz so weit wie möglich zu
spannen und soviele
Wähler wie möglich loszuwerden. Das
Unternehmen sollte sogar
Bürger streichen, deren Namen »ähnlich«
klangen wie die der
Vorbestraften. Database mußte auch Bürger
überprüfen, die das
gleiche Geburtsdatum wie bekannte Vorbestrafte
oder die glei-
che Sozialversicherungsnummer hatten. Eine achtzigprozentige
Übereinstimmung der relevanten Informationen,
so die Anwei-
sung des Wahlbüros, genügte, damit ein
Wähler auf der Liste
der Nicht-Wahlberechtigten landete.
Selbst fiir das bushfreundliche Unternehmen waren
diese In-
struktionen schockierend. Sie bedeuteten, daß
Tausende von
Wählern am Wahltag von der Ausübung
ihres Wahlrechts abge-
halten werden würden, weil ihr Name ähnlich
klang wie der eines
Bankräubers oder weil sie zufällig am
selben Tag Geburtstag hat-
ten wie er. Marlene Thorogood, Projektmanagerin
bei Database,
schickte Emmett »Bucky« Mitchell,
einem Rechtsanwalt im
Wahlkomitee von Harris, eine E-Mail, in der sie
ihn warnte:
»Leider könnte eine derartige Programmierung
Ihnen falsche Er-
gebnisse liefem.« Thorogood meinte damit
Namensverwechs-
lungen.
Nicht so schlimm, entschied der gute alte Bucky:
»Wir wollen
lieber Namen erfassen, auf die unsere Kriterien
möglicherweise
nicht zutreffen, und dann die Wahlaufsicht [des
Bezirks] endgül-
tig entscheiden lassen, als bestimmte Namen ganz
auszuschlie-
ßen.«
Database tat wie geheißen. Schon bald wurden
173 000 Wäh-
ler in Florida für immer aus dem Wahlregister
gestrichen. In Mi-
ami-Dade, dem größten Regierungsbezirk
Floridas, waren 66
Prozent der aus dem Register gestrichenen Wähler
Schwarze.
Im Bezirk Tampa waren 54 Prozent derjenigen, denen
am 7. No-
vember 2000 die Wahl verboten wurde, Schwarze.
Aber Harris und ilir Ministerium gaben sich nicht
damit zu-
frieden, aus dem Wahlregister nur Namen von Bürgern
zu strei-
chen, die in Florida angeklagt oder vorbestraft
waren. Zusätzlich
wurden 8 000 weitere Bürger Floridas aus
den Registern gestri-
chen, weil Database eine falsche Liste benutzte,
die ein anderer
Bundesstaat geliefert hatte. Angeblich waren auf
der Liste die
Namen von Vorbestraften verzeichnet, die nach
Florida gezogen
waren.
Es hat sich herausgestellt, daß die Straftäter
auf der Liste ihre
Strafen abgesessen und ihr Wahlrecht wiedererhalten
hatten. Au-
ßerdem standen auch Bürger auf der
Liste, die nur Ordnungswid-
rigkeiten begangen hatten - zum Beispiel Falschparken
oder
Müll-nicht-vorscliriftsmäßig-Entsorgen.
Und nun raten Sie mal,
welcher Staat Jeb und George unter die Arme griff
und die fal-
sche Liste nach Florida schickte?
Texas.
Die ganze Affäre stinkt zum Himmel, aber die
amerikanischen
Medien ignorierten sie. Nur die BBC hakte nach
und brachte zur
besten Sendezeit einen viertelstündigen Bericht
in den Nachrich-
ten, in dem sämtliche sclimutzigen Details
aufgedeckt und die
Verantwortung für den Betrug direkt Gouverneur
Bush zuge-
schrieben wurde. Traurig, traurig, wenn wir das
Femsehen eines
8000 Kilometer entfernten Landes ansehen müssen,
um die
Wahrheit über unsere eigenen Wahlbetrügereien
zu erfahren.
(Schließlich griffen die Los Angeles Times
und die Washington
Post die Geschichte auf, sie wurde jedoch kaum
beachtet.)
Der Angriff auf das Wahlrecht von Minderheiten
war in Flo-
rida so umfangreich, daß sogar Bürger
wie Linda Howell betrof-
fen waren. Linda erhielt einen Brief, in dem ihr
mitgeteilt wurde,
sie sei vorbestraft, daher solle sie am Wahltag
gar nicht erst wäh-
len gehen, sie sei aus dem Register gestrichen.
Das Dumme war
nur, daß Linda Howell keine Verbrecherin
war, sondern zur
Wahlaufsicht von Madison County in Florida gehörte!
Sie und
andere lokale Wahlbeauftragte versuchten den Staat
dazu zu
bringen, den Fehler zu korrigieren, aber ihre
Gesuche wurden ab-
schlägig beschieden. Ihnen wurde gesagt,
daß jeder, der sich be-
klage, er werde zu Unrecht am Wählen gehindert,
sich Fingerab-
drücke abnehmen lassen müsse. Anschließend
werde der Staat
entscheiden, ob die Person kriminell sei oder
nicht.
Am 7. November 2000 drängten die schwarzen
Bürger Flori-
das in Rekordzahlen an die Wahlurnen, doch vielen
wurde im
Wahllokal schroffmitgeteilt: »Sie dürfen
nicht wählen.« In eini-
gen Vierteln in den Innenstädten waren die
Wahllokale durch Po-
lizeiaufgebote geschützt, die jeden am Wählen
hindern sollten,
der auf Katherines und Jebs »Verbrecherliste«
stand. Hunderte
gesetzestreuer Bürger, die ihr von der Verfassung
garantiertes
Wahlrecht ausüben wollten, wurden in den
überwiegend von
Schwarzen und Hispanics bewohnten Bezirken weggeschickt,
und wenn jemand protestierte, wurde mit Verhaftung
gedroht.
George W. Bush erhielt in Florida offiziell 537
Stimmen mehr
als AI Göre. Aller Wahrscheinlichkeit nach
hätten Tausende
schwarzer und hispanischer Wähler, denen
der Gang zur Urne
verwehrt wurde, anders entschieden. Hätten
sie Bush die Wahl
gekostet, wenn sie hätten wählen dürfen?
Zweifellos.
Am Wahlabend herrschte nach der Schließung
der Wahllokale
in Florida große Verwirrung, wie man mit
dem Auszählen der
Wahlzettel verfahren sollte. Wer hatte nun eigentlich
gewonnen?
Schließlich wurde vom Verantwortlichen für
die Wahlberichter-
stattung beim Fox News Channel eine Entscheidung
getroffen.
John Ellis ließ in den Nachrichten verkünden,
Bush habe Florida
und damit die Wahl gewonnen. Und so geschah es.
Fox News
Channel erklärte Bush offiziell zum Sieger.
Aber unten in Tallahassee war die Auszählung
noch gar nicht
abgeschlossen; Associated Press beharrte darauf,
daß das Ergeb-
nis noch nicht eindeutig sei, und weigerte sich,
die Nachricht von
Fox News Channel zu übernehmen.
Die anderen Sender hatten weniger Skrupel. Kaum
hatte Fox
den Präsidenten gekürt, folgten sie
dem Sender wie Lemminge,
weil sie fürchteten, sonst als langsam oder
schlecht informiert zu
gelten, und das, obwohl ihre eigenen Reporter
vor Ort darauf be-
standen, das definitve Ergebnis stehe noch nicht
fest. Aber wer
braucht schon Reporter, wenn er einem Leithammel
namens
John Ellis hinterherrennt, dem Mann für die
Wahlberichterstat-
tung bei Fox. Wer ist dieser John Ellis?
Er ist ein Cousin ersten Grades von George W. und
Jeb Bush.
Nachdem Ellis das Wahlergebnis verkündet
hatte und die an-
deren Sender es nachgebetet hatten, gab es kein
Zurück mehr -
und nichts schadete, psychologisch betrachtet,
Göres Chancen
für einen Sieg mehr als der Eindruck, daß
ER der schlechte Ver-
lierer war. Denn Göre forderte Nachzählungen,
er zog sein Ein-
geständnis der Niederlage zurück und
bestürmte die Gerichte mit
Rechtsanwälten und Klagen. In Wahrheit lag
Göre die ganze Zeit
vom - er bekam die meisten Stimmen -, aber die
Medien stellten
das niemals dar.
Eine Szene am Wahlabend, die ich nie vergessen
werde, wurde
am frühen Abend gesendet. Die Fernsehsender
hatten Göre be-
reits zum Sieger in Florida erklärt, und
das war korrekt. Dann
wurde in ein Hotelzimmer in Texas umgeschaltet,
in dem George
W. mit seinem Vater, dem ehemaligen Präsidenten,
und seiner
Mutter Barbara saß. Der alte Herr wirkte
kaltschnäuzig und
ganz gelassen, obwohl es so aussah, als sei der
Sohnemann weg
vom Fenster. Ein Reporter fragte Bush Junior,
was er von dem
Ergebnis halte.
»lch... gebe Florida nicht verioren«,
meldete sich Junior nicht
ganz schlüssig zu Wort. »lch weiß,
daß Sie die ganzen Hochrech-
nungen haben, aber die Leute zählen noch
die Stimmen... Die
Sender beurteilen die Sache verfrüht, und
die Leute zählen die
Stimmen, sie haben eine andere Perspektive, daher
...« Es war
ein merkwürdiger Augenblick in dieser verrückten
Nacht der
Wahlberichterstattung. Die Familie Bush mit ihrem
entspannten
Lächeln sah aus wie ein paar fette Katzen,
die gerade einen
Schwärm Kanarienvögel verschlungen haben.
Sie sahen aus, als
ob sie etwas wüßten, was wir noch nicht
wußten.
Und so war es auch. Sie wußten, daß
Jeb und Katherine die
Sache schon vor Monaten geregelt hatten. Sie wußten,
daß Vet-
ter John die Berichterstattung bei Fox kontrollierte.
Und wenn
alles nichts half, gab es immer noch ein Team,
auf das sich
Daddy verlassen konnte: das Oberste Gericht der
Vereinigten
Staaten.
Unglaubliches geschah in den folgenden 36 Tagen.
Das Impe-
rium schlug zurück, und zwar gnadenlos. Während
sich Göre
dummerweise darauf konzentrierte, daß in
einigen Bezirken
Nachzählungen durchgeführt wurden, hatte
es das Bush-Team
auf den heiligen Gral abgesehen - die Stimmen
der Briefwähler
im Ausland. Viele Briefwähler waren Soldaten,
die aus Tradition
die Republikaner wählen. Sie verschafften
Bush die Stimmen,
die er bis dato nicht bekommen hatte, obwohl er
Tausenden von
Schwarzen mit miesen Tricks das Wahlrecht aberkannt
hatte.
Göre wußte das und forderte, daß
die Wahlzettel der Briefwäh-
ler genauestens überprüft wurden. Natürlich
widersprach das sei-
ner Devise »Laßt jede Stimme gelten«,
die er mit seiner Forde-
rung nach Nachzählungen ausgesprochen hatte.
Aber er hatte
das Gesetz Floridas hinter sich, das in dieser
Hinsicht eindeutig
ist: Die Stimmen von Briefwählem aus dem
Ausland dürfen nur
gezählt werden, wenn sie am oder vor dem
Wahltag abgegeben
und unterschrieben und bis zum Wahltag eingesandt
wurden
oder der Poststempel des anderen Landes ein Datum
vor dem
Wahltag oder das Datum des Wahltags selbst trägt.
Während der Republikaner und Ex-Außenminister
Jim Baker
Was hat sie veranlaßt, ihre Meinung zu ändern
- und sich über
das Gesetz hinwegzusetzen? Wir werden es wohl
nie erfahren,
weil die Computerdaten, die diese Vorgänge
verzeichneten, auf
mysteriöse Weise gelöscht wurden - vermutlich
ein Verstoß ge-
gen die Gesetze des Staates Florida. Lange nachdem
das Kind in
den Brunnen gefallen war, hat Harris nun ihre
Festplatten den
Medien zur Begutachtung überlassen, aber
erst nachdem ihr ei-
gener EDV-Experte sie »durchgesehen«
hat. Diese Frau will nun
für den Kongreß kandidieren. Können
diese Leute sich eigentlich
noch schamloser aufführen?
Mit dem Segen ihrer Innenministerin im Rücken
starteten die
Republikaner eine massive Kampagne, mit der gewährleistet
werden sollte, daß bei der Zahlung der Briefwahlstimmen
so
großzügig wie möglich verfahren
wurde. Der Wahlgrundsatz
der Gleichheit bedeutete in Florida, daß
die Annahme oder Ab-
lehnung einer Briefwahlstimme davon abhing, aus
welchem
Wahlbezirk der Wähler kam. Das erklärt,
warum in Wahlbezir-
ken, in denen Göre gewann, nur zwei von zehn
Wahlzetteln mit
unklaren Poststempeln gezählt wurden, in
den Bezirken, die an
Bush gingen, schafften es wunderbarerweise sechs
von zehn
Wahlzetteln in die Endauswertung.
Als sich die Demokraten beschwerten, daß
Wahlzettel, die
nicht den Vorschriften entsprachen, nicht gezählt
werden dürften,
starteten die Republikaner einen erbitterten PR-Feldzug.
Sie
wollten den Eindruck erwecken, daß die Demokraten
ausgerech-
net jene Männer und Frauen um ihr Wahlrecht
betrügen wollten,
die ihr Leben für ihr Land riskierten. Ein
typisches Beispiel ist
der Vorwurf eines republikanischen Mitglieds des
Stadtrats von
Naples: »Wenn eine Kugel sie erwischt oder
sie von der Bombe
eines Terroristen in Stücke gerissen werden,
dann fragt man bei
den Leichenteilen auch nicht nach dem Poststempel
oder nach
einer Registriening.« Der republikanische
Kongreßabgeordnete
Steve Buyer aus Indiana beschaffte sich (vermutlich
illegal) die
Telefonnummern und E-Mail-Adressen von Soldaten
und sam-
melte Geschichten über tragische Ablehnungen
von Wahlzetteln,
weil er seine Sympathie fiir »unsere Männer
und Frauen im Ein-
satz« bekunden wollte. Selbst Stormin' Norman
Schwarzkopf,
der tapfere Recke des Golfkrieges, schaltete sich
mit der Bemer-
kung ein, es sei ein sehr trauriger Tag fiir das
Land, wenn die De-
mokraten die Wähler in der Army schikanieren
dürften.
Der Druck verfehlte seine Wirkung bei den schwächlichen,
rückgratlosen Demokraten nicht: Sie
zogen furchtsam den
Schwanz ein. In der Sendung Meet the Press erklärte
Joe Lieber-
man, Kandidat fiir das Amt des Vizepräsidenten,
die Demokraten
sollten mit dem Theater aufhören und akzeptieren,
daß Hunderte
Wahlzettel von Soldaten im Einsatz gezählt
werden dürften, auch
wenn sie nicht den richtigen Poststempel hätten.
Lieberman hätte wie so viele andere dieser
neuen Sorte Demo-
kraten ums Prinzip kämpfen sollen, anstatt
sich um sein Image zu
sorgen. Warum? Nun, die New York Times fand folgendes
heraus:
• 344 Wahlzettel enthielten keinerlei
Hinweis, daß sie am
Wahltag oder davor abgegeben wurden
• 183 Wahlzettel trugen einen Poststempel der
Vereinigten
Staaten
• 96 Wahlzettel hatten keine Bestätigung
von Zeugen
• 169 Wahlzettel stammten von nicht registrierten
Wählern,
waren nicht richtig unterschrieben oder stammten
von
Wählern, die keine Briefwahl beantragt hatten
• 5 Wahlzettel trafen nach der letzten Frist (17.
November)
ein
• 19 Briefwähler schickten 2 Wahlzettel -
und beide wurden
gezählt
All diese Wahlzettel entsprachen nicht dem Wahlgesetz
Floridas,
wurden aber trotzdem gezählt. Muß ich
noch deutlicher werden?
Bush hat nicht gewonnen! Göre ist der Sieger.
Das hat nichts mit
falsch gestanzten Wahlkarten zu tun, und nichts
mit der dreisten
Unterdrückung der Afro-Amerikaner in Florida.
Bei der Auszäh-
lung der Stimmen wurde schlicht und ergreifend
das Gesetz ge-
brochen. Alles ist dokumentiert, die Beweise liegen
in Tallahas-
see. Alle Manipulationen hatten nur einen Zweck:
Bush sollte die
Wahl gewinnen.
Am 9. Dezember 2000 erhielt das Oberste Gericht
die Nachricht,
daß die Nachzählung der Stimmen in
Florida trotz der Tricks der
Bush-Anhänger zugunsten von AI Göre
ausgehen würde. Um 14
Uhr zeigte die inoffizielle Auszählung, daß
Göre Bush den Rang
ablaufen würde. »Er liegt nur noch
66 Stimmen zurück und holt
weiter auf!« berichtete ein aufgeregter
Nachrichtensprecher. Ent-
scheidend für Bushs »Sieg« war
jedoch, daß die Worte »AI Göre
führte im amerikanischen Femsehen nie ausgesprochen
wurden:
In letzter Minute tat das Oberste Gericht, was
es tun mußte: Um
14.45 Uhr stoppte es die Nachzählung.
Zu den Richtern gehörten die von Reagan ernannte
Sandra
Day O'Connor und der von Nixon ernannte Oberste
Bundesrich-
ter William Rehnquist. Beide sind über Siebzig
und hofften
wohl, sie könnten in der Amtszeit einer republikanischen
Regie-
rung in den Ruhestand gehen, damit ihre Nachfolger
ihre konser-
vativen Ansichten weiter vertreten könnten.
Am Wahlabend soll
Sandra O'Connor aufeiner Party in Georgetown geklagt
haben,
sie halte nicht noch weitere vier - oder gar acht
- Jahre durch.
Bush Junior war ihre einzige Hoffnung auf einen
angenehmen
Ruhestand in ihrem Heimatstaat Arizona.
Zwei weitere Richter mit extrem konservativen Ansichten
wa-
ren befangen. Die Frau des Richters Clarence Thomas,
Virginia
Lamp Thomas, arbeitet bei der Heritage Foundation,
einer be-
kannten konservativen Stiftung in Washington D.C.
Sie wurde
von George W. Bush beauftragt, bei der Zusammenstellung
sei-
ner Regierungsmannschaft zu helfen. Eugene Scalia,
der Sohn
von Richter Antonin Scalia, war Rechtsanwalt bei
der Kanzlei
Gibson, Dünn & Crutcher - eben jener
Kanzlei, die Bush auch
vor dem Obersten Gericht vertrat!
Aber weder Thomas noch Scalia sahen einen Interessenskon-
flikt oder gar Anlaß, den Fall abzugeben.
Als das Gericht später
seinen Beschluß verkündete, gab ausgerechnet
Scalia die mittler-
weile berüchtigte Erklärung ab, warum
die Nachzählung ge-
stoppt werden mußte: »Die Auszählung
der Stimmen, deren
Rechtmäßigkeit fraglich ist, droht
meiner Ansicht nach dem Klä-
ger [Bush] und dem Land irreparablen Schaden zuzufügen,
weil
sie einen Schatten auf die Rechtmäßigkeit
seiner Wahl wirft.«
Anders ausgedrückt: Wenn wir alle Stimmen
nachzählen lassen
und die Wahl geht zugunsten von Göre aus,
dann beeinträchtigt
das freilich Bushs Fähigkeit zu regieren.
Das ist nur allzu wahr: Wenn die Wahlzettel belegen,
daß Göre
der eigentliche Sieger ist - und das taten sie
ja auch -, würde das
natürlich der Stimmung im Land gegenüber
dem Präsidenten
Bush und der Legitimität seiner Amtsausübung
einen Dämpfer
versetzen.
Das Oberste Gericht berief sich in seinem Urteil
auf den
Grundsatz zum Schutz der Gleichheit im 14. Verfassungszusatz
und rechtfertigte damit den Wahlbetrug. Diesen
Grundsatz hatte
das Gericht im Lauf der Jahre immer wieder zurückgewiesen,
wenn Schwarze ihn als Argument gegen Diskriminierung
anführ-
ten. Aufgrund der unterschiedlichen Methoden bei
der Auszäh-
lung, stellte das Oberste Gericht fest, seien
die Wähler in den Be-
zirken nicht gleich behandelt und ihre Rechte
folglich verletzt
worden. (Seltsamerweise erwähnten nur die
Richter des Ge-
richts, die anderer Meinung waren, daß die
veralteten Zählma-
schinen, die ungewöhnlich häufig in
armen und von Minderhei-
ten bewohnten Bezirken in Florida eingesetzt wurden,
eine ganz
andere - und erheblich schwerwiegendere - Ungleichheit
im Sy-
stem geschaffenhatten.)
Schließlich führte auch die Presse eigene
Nachzählungen
durch und trug damit noch zur allgemeinen Verwirrung
bei. Der
Miami Herald brachte die Schlagzeile: »Nachzählung
der Stim-
men ergibt, daß Bushs Sieg auch einer Nachzählung
von Hand
standgehalten hätte.« Wenn man aber
den ganzen Artikel liest,
findet man folgenden Abschnitt: »Bush hätte
die Führung verlo-
ren, wenn die Nachzählung gemäß
den strengen Beschränkungen
durchgeführt worden wäre, die einige
Republikaner empfohlen
hatten... Die nochmalige Prüfung erbrachte
das Ergebnis, daß
die Wahl anders ausgefallen wäre, wenn jedes
Wahlkomitee in
jedem Wahlkreis jeden einzelnen Wahlzettel überprüft
hätte,
[und zwar] nach dem umfassendsten Standard [das
heißt ein
Standard, der den wahren Willen des GANZEN Volkes
berück-
sichtigt]. Dann hätte Gore mit einer Mehrheit
von 393 Stimmen
gewonnen... Wären die Wahlzettel berücksichtigt
worden, die
entweder aufgrund der maschinellen Erfassung oder
der Unfä-
higkeit der Wähler, die Wahlzettel richtig
auszufüllen, ungültig
waren, dann hätte Göre immer noch mit
299 Stimmen Vorsprung
gewonnen.
.....
[Seite 70]
.....
Dann solltest du Deinen Wehrdienst bei der Lufwaffe
der Nationalgrade von Texas ableisten. Aber eines Tages bist Du laut Boston
Globe einfach weggeblieben und hast Dich nicht mehr bei Deiner Einheit
gemeldet –eineinhalb Jahre lang ! Du mußstest Deinen Wehrdienst nicht
ableisten weil Du Bush heißt.
.....
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