Bushs erfundener Genozid 03.02.2003

CIA-Veteran enthüllt Wahrheit über angeblichen irakischen Giftgasangriff auf das kurdische Halabja 

Am vergangenen Freitag hat sich in einem inzwischen weit beachteten Artikel in der New York Times Professor Stephen C. Pelletiere zu Wort gemeldet. Pelletiere hat, aufgrund seiner Biographie und seines Wissens als führender Mitarbeiter der CIA und der US-Army, eine der hinterhältigsten Lügengeschichten zur Rechtfertigung des nächsten US-Krieges gegen Irak nicht nur entkräftet, sondern sie wie eine Seifenblase zum Platzen gebracht. Es geht um die Behauptung, daß Saddam Hussein chemische Waffen gegen die Bürger seines eigenen Landes eingesetzt habe. Dies ist inzwischen zum festen Bestandteil der Vorwürfe all jener geworden, die den Machthaber in Bagdad als Monster darzustellen versuchen, der nur noch mit einem »Präventivkrieg« von Schlimmerem abgehalten werden könne. Der angeblich schlagkräftigste Beweis für die abscheulichen Untaten Saddam Husseins, der immer wieder angeführt wird, betrifft den als Genozid dargestellten angeblichen Giftgasangriff der irakischen Armee gegen das wehrlose kurdische Dorf Halabja in der Nähe der iranischen Grenze. Dort wurden im März 1988, gegen Ende des acht Jahre dauernden Kriegs zwischen Iran und Irak, angeblich bis zu 5000 Dorfbewohner getötet. 

»Aufgrund meiner früheren Tätigkeiten weiß ich Bescheid, denn während des Iran-Irak-Krieges war ich Chefauswerter für Irak in der Central Intelligence Agency (CIA), und von 1988 bis 2000 war ich Professor am Army War College«, schrieb Stephen C. Pelletiere in der NYT und fuhr fort: »Ich hatte Zugang zu dem geheimen Material, das mit dem Persischen Golf zu tun hatte und durch Washington floß. Außerdem habe ich seit 1991 eine Untersuchungsgruppe der US-Army geleitet, die herausfinden sollte, wie die Iraker einen Krieg gegen die Vereinigten Staaten führen würden.« Daher habe er sich auch intensiv mit der sogenannten »Halabja-Geschichte« befaßt, über die es einen »sehr detaillierten Geheimbericht« gebe, aus dem jedoch nicht ersichtlich sei, wer nun tatsächlich für die Toten in Halabja verantwortlich ist. 

»In Wahrheit wissen wir nur, daß an diesem Tag die Kurden von Halabja mit Giftgas bombardiert wurden. Aber wir können nicht mit Sicherheit sagen, daß es irakische Chemiewaffen waren, welche die Kurden getötet haben«. Aber das sei »nicht die einzige Verfälschung in der Halabja-Geschichte«, so Pelletiere. 

»Die Vergasung von Halabja, und das wissen wir mit Sicherheit, erfolgte während einer Schlacht zwischen Irakern und Iranern«, führt Pelletiere in der NYT weiter aus. »Irak setzte Chemiewaffen ein, um die Iraner zu töten, die das (irakische) Dorf unweit der iranischen Grenze besetzt hatten. Wenn also dabei kurdische Zivilisten getötet wurden, dann hatten sie das Pech, ins Kreuzfeuer geraten zu sein. Aber ganz sicher waren sie nicht das Hauptziel der Iraker«, betonte der ehemalige CIA-Auswerter, um dann auf einen »dunkleren Teil der Geschichte« hinzuweisen: 

»Unmittelbar nach der Schlacht (von Halabja) führte die DIA (der militärische Geheimdienst der US-Army) eine Untersuchung durch, deren Ergebnisse in einem Geheimbericht festgehalten wurden«, so Pelletiere. »In diesem Bericht stand ganz klar, daß iranisches Gas die Kurden getötet hatte und nicht irakisches. Die Agency (DIA) hatte herausgefunden, daß beide Seiten in der Schlacht um Halabja Giftgas eingesetzt hatten. Der Zustand der Leichen der Kurden deutete jedoch darauf hin, daß sie mit einem Gift getötet wurden, der über die Blutbahnen wirkt, d.h. mit einem Gas auf Zyankali-Basis, das – und dies war bekannt – von Iran eingesetzt wurde. Die Iraker, bei denen davon ausgegangen wurde, daß sie Senfgas eingesetzt hatten, hatten zu jener Zeit kein Gas, das über die Blutbahnen wirkt«, führt Professor Pelletiere seine Beweisführung über die Lügen der Regierungen Bush und Blair zu Ende. 

Zugleich brachte Pelletiere sein Erstaunen darüber zum Ausdruck, daß »diese Fakten schon seit langem öffentlich bekannt sind, aber im Zusammenhang mit der Halabja-Affäre so gut wie nie erwähnt werden«. Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen der DIA-Bericht, daß iranisches Gas die Kurden von Halabja getötet hat, dennoch erwähnt würde, würde sofort spekuliert, daß der Bericht zugunsten Saddam Husseins politisch frisiert worden sei, der 1998 [muß 1988 heißen] von Washington noch als guter Freund gehätschelt wurde. »Ich versuche hier nicht, Saddam Hussein zu rehabilitieren«, schließt Pelletiere, er sei schließlich für viele Verstöße gegen die Menschenrechte verantwortlich. Aber »ihm die Vergasung seiner eigenen Leute in Halabja als Akt des Völkermords vorzuwerfen, das ist nicht korrekt.« 

http://www.jungewelt.de/2003/02-03/005.php
 

A War Crime or an Act of War?
 



 
 
Der CIA-Mann und Halabja 06.02.2003

Zur angeblichen »Wahrheit« über den Giftgasangriff auf die Kurden 

Der CIA-Veteran und Autor diverser Bücher zum Iran-Irak-Krieg, Stephen C. Pelletiere, hat sich vor wenigen Tagen in der New York Times über seine geheimdienstlichen Erkenntnisse zum Giftgasangriff auf das im irakischen Kurdistan liegende Halabja geäußert (siehe jW vom 10. Februar 2003). Schon in der Überschrift ist von einem »angeblichen Genozid« und der »Wahrheit« eines CIA-Veteranen die Rede. Danach ist Saddam Hussein nicht »die Vergasung seiner eigenen Leute in Halabja als Akt des Völkermords vorzuwerfen, das ist nicht korrekt«, vielmehr hätte »iranisches Giftgas die Kurden getötet«. Pelletiere erklärt: »Die Vergasung von Halabja, und das wissen wir mit Sicherheit, erfolgte während einer Schlacht zwischen Irakern und Iranern«. Der »Irak setzte Chemiewaffen ein, um die Iraner zu töten, die das (irakische) Dorf unweit der Grenze besetzt hatten. Wenn also kurdische Zivilisten getötet wurden, dann hatten sie das Pech, ins Kreuzfeuer geraten zu sein, aber ganz sicher waren sie nicht das Hauptziel der Iraker«. 

Tatsächlich ereignete sich am 16. März 1988 ein irakischer Giftgasbombenangriff auf die kurdische Stadt Halabja, die im Grenzgebiet zwischen Iran und Irak liegt. 5000 Kurden kamen dabei ums Leben und mehr als 10000 wurden schwer verletzt. Damals war Saddam Hussein noch der beste Freund des Westens und des Ostens. Die Waffen für diesen Völkermord kamen aus den USA, die Technik und die Rohstoffe für das Giftgas aus der Bundesrepublik. Etwa 70 Prozent der Giftgasproduktionsanlagen im Irak stammten nach Presseberichten aus der Bundesrepublik. Sieben Mitarbeiter deutscher Rüstungsfirmen wie Preussag, W.E.T., Karl Korb, Pilot Plant wurden 1990 vorübergehend festgenommen. Die Lkw, mit denen die Opfer von »Anfal« – dem irakischen Namen für die Vernichtungs- und Vertreibungsaktion gegen die Kurden – abtransportiert wurden, kamen aus der DDR. 

Die taz berichtete am 17. Dezember 2002, daß laut dem Dossier, das die irakische Regierung den Vereinten Nationen kurz zuvor vorgelegt hatte, 80 bundesdeutsche Firmen an der Aufrüstung des Irak mit Massenvernichtungswaffen beteiligt waren. Nach jahrelangen Verfahren endeten die Prozesse dazu 1994 bzw. 1996 mit Bewährungsstrafen, Freisprüchen und Verfahrenseinstellungen. 

Der Angriff auf Halabja war nur eines von vielen Verbrechen des irakischen Regimes unter Saddam Hussein an der kurdischen Bevölkerung in Südkurdistan (Nord-Irak). Bereits im April 1987, also lange vor Halabja, hatten irakische Streitkräfte gegen kurdische Zivilisten Giftgas eingesetzt. Nach Recherchen von Human Rights Watch (HRW) wurden während der »Anfal«-Operationen, die von Februar bis September 1988 dauerten, in mindestens 40 Orten Chemiewaffen gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt. Nach Schätzungen von HRW wurden während der Operationen 100000 Menschen verschleppt und ermordet. Von kurdischer Seite wird die Zahl 182000 genannt. Laut einer Dokumentation von kurdischen Ärzten aus dem Jahr 2001 wurde in 50 Orten Giftgas eingesetzt. 

1988 befanden sich Irak und Iran im Krieg. Die Iraner bedrohten die Ölfelder um Kirkuk, weite Gebiete des nördlichen Irak befanden sich unter Kontrolle der Peshmerga, der kurdischen Verteidigungskräfte. In Halabja gab es tatsächlich eine enge Kooperation zwischen Peshmerga und Iran. »Anfal« ging einher mit einer systematischen Vertreibung und Vernichtung der kurdischen Zivilbevölkerung durch das irakische Regime. Im Verlauf der irakischen Operationen wurden 3000 Ortschaften zerstört, mehr als 500000 Kurden flohen in den Iran oder wurden inhaftiert und deportiert. Die Verantwortung für »Anfal« trugen das »Büro für die Angelegenheiten des Nordirak« und dessen Oberbefehlshaber Ali Hassan al-Majid. In einer Direktive hatte er 1987 angeordnet: »Alle Dörfer, in denen sich Saboteure, Anhänger des Iran, die Verräter des Irak und noch ihresgleichen befinden, werden als sicherheitsgefährdete Dörfer betrachtet… Die menschliche Existenz und der Viehbestand in den oben erwähnten Dörfern werden endgültig vernichtet. Diese Dörfer werden als Todeszone betrachtet, und es darf ganz frei und ohne Rücksicht auf Regelungen geschossen werden«. (Informationsabteilung der PUK, 10. 8. 1987). Nach dem Giftgasangriff auf Halabja berichtete der Spiegel vom 4.April 1988, ein irakischer Regierungssprecher habe erklärt: »Saddam Hussein bestrafe die kurdischen Bewohner, weil sie sich nicht gegen die Eroberung durch iranische Truppen gewehrt, sondern die ›Invasoren auch noch mit Jubel begrüßt‹ hätten«. Joost R. Hiltermann von HRW, der maßgeblich zur Aufdeckung der irakischen Verbrechen beigetragen hat (er hatte die irakischen Dokumente analysiert, die den Peshmerga 1991 in die Hände fielen), erklärte anläßlich einer Konferenz in Berlin am 27./28. März 1998: »Die Grundlage für die Behauptung, auch der Iran hätte C-Waffen eingesetzt, kam von Leuten aus dem War College. Angeblich wußten sie nicht, daß der Irak Zyanid besaß, die amerikanischen Nachrichtendienste gelten ja als sehr gut, aber sie sind nicht sehr gut. Sie wußten nicht, was die Iraker hatten. Aber das ist ja seither nachgewiesen worden, seit UNSCOM im Irak wieder tätig geworden ist«. (UNSCOM – UN Special Commission, auf der Grundlage von UN-Sicherheitsratsresolution 687, der »Waffenstillstandsresolution« vom 3. April 1992 von der UNO eingerichtete Kommission zur Überwachung der Abrüstung der verbotenen irakischen Waffenarsenale. Nach dem Rausschmiß der Inspektoren 1998 wurde die UNSCOM am 17. Dezember 1999 – Resolution 1284 – von der UNMOVIC, UN Monitoring, Verification and Inspection Commission, abgelöst.) Hiltermann erklärte weiter: »Wir haben heute unwiderlegbares Beweismaterial dafür, daß der Chemiewaffenangriff vom Irak, und nur vom Irak, durchgeführt worden ist. Wir wissen das auch durch Zeugnisse der Überlebenden und aus irakischen Unterlagen.« 

Bis heute sind die Kriegsverbrechen weder verfolgt worden, noch wurden die Kurden, die bis heute an den Folgen zu leiden haben, entschädigt. 

Für die US-Regierung waren die Kurden immer nur eine Figur auf ihrem Schachbrett. Nach Halabja und den »Anfal«-Operationen wurde in Washington geschwiegen. Heute werden die Verbrechen von 1988 benutzt, um die Kriegsverbrechen, die gegen den Irak vorbereitet werden, zu legitimieren. Das ist kein Grund, die verbrecherischen Taten des Regimes von Saddam Hussein zu bagatellisieren. Dem kurdischen Volk muß Gerechtigkeit widerfahren. 

http://www.jungewelt.de/2003/02-06/006.php
 
 
 

Scheiß Zeiten sind das !! "Die" kriegen einen noch so weit zu Glauben, das die Erde doch eine Scheibe ist. 
Na ja, bei der Fülle der Informationen ist selbstredend auch was zweifelhaftes dabei (soll keine Verniedlichung sein). So "ärgerlich" (ein anderes, kräftigeres Wort ist mir gerade nicht eingefallen) das auch ist. Aber wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Ich versuche natürlich in Zukunft solche Sachen zu verhindern. 

Mal was grundsätzliches: Ich bitte meine Artikelwahl nicht als Verteidigung für so Typen wie Saddam Hussein etc. mißzuverstehen. Unrecht bleibt Unrecht, egal von wem. Ich versuche nur die Entwicklungen, welche solche Arschlö... wie Hussein erst möglich machten, oder zu mindest unterstützten, aufzuzeigen (Beispiel). Weiterhin glaube ich, daß so einige Tatsachen einfach nicht bekannt sind. Die versuche ich hier zu bringen. In diesem Fall habe ich da wohl mal vorbeigegriffen 

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Nachträglicher Einschub vom 22.03.03:
Trotzdem bleiben bei mir Zweifel an der offiziellen Darstellung ! Unter anderem auf Grund dieses Berichtes: Irak: Behauptungen und Realität
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Eine wirkliche "Befriedung" der Welt kann nur Geschehen, wenn gewisse Staaten endlich aufhören mit blutrünstigen Despoten weltpolitisches Schach zu spielen.

Und wie ich unter "Wichtige Hinweise" schreibe:
"Grundsätzlich hat auch das hier wiedergegebene nicht den Anspruch auf die einzige, unumstößliche Wahrheit. Also, kritisch aufnehmen (wie alles andere auch). Aber, wie oben schon angeregt, recherchiert selbst weiter und bildet euch auf dieser Grundlage eine eigene Meinung."