CHINA 29.12.02

 

(Selbstverständlich nur ein grober Überblick; z.B. ohne politische Komponente, Stichworte Tibet usw.)
 
 

1.) MONETÄR
 

Monday, 27 May, 2002, 13:58 GMT 14:58 UK 
China debt 'six times official figure'
 

China's public debt could be up to six times higher than the official government figure, according to a study by the Hong Kong arm of investment bank Credit Lyonnais. 
The report puts China's debt at almost 140% of gross domestic product (GDP), compared with a government figure of just 23%. 
Credit Lyonnais stressed that calculating China's debt is highly uncertain. 
Official estimates are supplied without reliable support and so have to be taken on trust. 
The Credit Lyonnais study takes into account debts and unfunded pension obligations of state-owned firms, but these are not included in government figures. 
Chinese economic statistics are currently coming under increasing scrutiny. 

Potential crisis? 
The latest data could give international investors lured by China's bullish 7% annual growth rate reason to hesitate. 
According to Credit Lyonnais, China's debts are on a par with those of recession-struck Japan. 
Dr Jim Walker, Chief Economist at Credit Lyonnais, described the report's findings as "alarming," but said he believes the Chinese government is doing enough to avoid a major financial crisis. 
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http://news.bbc.co.uk/1/hi/business/2010642.stm
 

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China-Wirtschaftsbericht 2001 

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Trotz geringerem Handelsbilanzüberschuss haben die Währungsreserven Chinas weiter zugelegt und belaufen sich mittlerweile auf über USD 217.4 Milliarden (Stand: 31.01.2002). Die Auslandschulden betragen etwa USD 170 Milliarden, wovon USD 57.53 Milliarden auf Schulden mit kurzer Laufzeit entfallen (Stand: Juni 2001)5. Trotz stark gestiegener Steuereinnahmen (+13% auf RMB 1517 Milliarden) erreichte das Haushaltsdefizit im letzten Jahr mit rund RMB 260 Milliarden einen neuen Rekord (2.7% des BIP6). Die gesamte Staatsverschuldung belief sich Ende 2001 auf RMB 1'561 Milliarden (16.3% des BIP). Für das laufende Jahr sieht das Budget eine weitere Zunahme des Defizits auf RMB 310 Milliarden (+19%) vor. Unabhängige Experten gehen davon aus, dass das effektive Defizit doppelt bis dreifach so hoch ist wie ausgewiesen. Das Gleiche gilt für die rasch zunehmende Staatsverschuldung. Selbst der Gouverneur der Zentralbank gibt zu, dass sich die Verschuldung auf rund 60% des BIP beliefe, rechnete man die faulen Kredite der Staatsbanken, die Verschuldung der Lokalregierungen und die Kosten zur Sanierung des Sozialversicherungssystems hinzu. Fachleute schätzen die Verschuldung sogar auf gegen 100% des BIP. Angesichts des anhaltend trägen Privatkonsums und des drohenden Schwächeanfalls der Ausfuhren bleibt der Regierung aber vorerst keine Alternative. Sie muss weiterhin versuchen, das Wachstum mittels staatlich finanzierter Infrastrukturprojekte auf der kritischen Höhe von 7% zu halten7. Nur bei diesem Wert glaubt sie, das Problem der Arbeitslosigkeit unter Kontrolle halten zu können8. Umso bedauerlicher ist es deshalb, dass solche Projekte oft mehr auf Prestige als auf nachhaltigen Nutzen angelegt sind und dass bei deren Bau chronisch Mittel verschleudert und veruntreut werden.  
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http://www.osec.ch/~0xac10400b_0x0006cec6/wb2002_1_intern.doc

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Mittlerweile hat diese Entwicklung das chinesische Bankensystem in die Krise gebracht, da immer wieder Kredite an unproduktive Staatsbetriebe gegeben werden mußten. Der Anteil an faulen Krediten wird auf insgesamt 50 Prozent geschätzt, was 518 Mrd. Dollar entspricht3 - fast die Hälfte des BIP von 2001! Die Regierung hat damit begonnen, diese Kredite auf staatliche Vermögensagenturen (in Art der »Treuhand«) zu übertragen, was das Problem nur verlagert. Die ohnehin hohe Staatsverschuldung wächst damit weiter - zumal gleichzeitig das Steuereinkommen nicht zuletzt aufgrund der verbreiteten Korruption von 32 Prozent des BIP im Jahr 1978 auf nur noch 12 Prozent in 1998 abgesackt ist. 
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http://www.umwaelzung.de/china.html

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"Die Stabilität im Land hängt davon ab, ob es der Regierung gelingt, die Arbeitslosen zu absorbieren", sagt ein Diplomat. Das schafft nur hohes Wachstum. 7,3 Prozent waren es im vergangenen Jahr. Nach 6,6 Prozent im letzten Quartal ist aber fraglich, ob die Vorgabe von 7 Prozent in diesem Jahr erreicht werden kann. 

Auf der Plenartagung des Volkskongresses warnte Staats- und Parteichef Jiang Zemin zudem vor Unruhe unter den Bauern. Die Landwirtschaft und der Zuwachs bäuerlicher Einkommen müssten an der Spitze der Reformbemühungen stehen. 

Die Landwirtschaft, von der zwei Drittel der Bevölkerung leben, hinkt hinterher und fürchtet billige Importe. Ihre Produktionskosten liegen um 20 bis 30 Prozent über denen agrarwirtschaftlich entwickelterer Länder. Und die Zentralregierung darf nur noch begrenzt mit Subventionen helfen. 
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China nimmt in diesem Jahr ein Rekorddefizit zu Gunsten eines schnellen Wirtschaftswachstum und sozialer Stabilität in Kauf. Der neue Haushalt weist Schuldverschreibungen in Höhe von 592,9 Milliarden auf. Davon werden 258,1 Milliarden zur Rückzahlung in- und ausländischer Schulden dienen und 309,8 Milliarden das neue Defizit abdecken. Zusätzlich werden 150 Milliarden Yuan in Schuldverschreibungen ausgegeben, um für Infrastrukturprojekte, die Entwicklung des Westens, die Modernisierung von Schlüsselunternehmen sowie in den Aufbau von Justiz- und Sicherheitsorganen zu bezahlen. Mehr Geld wird auch in das soziale Netz fließen. 
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Dennoch leistet sich China einen Zuwachs der Militärausgaben um fast 18 Prozent. Wie bereits im Vorjahr steigt der offizielle Verteidigungsetat drastisch um 25,2 Milliarden auf 166 Milliarden Yuan. Die Streitkräfte sollen modernisiert werden und sich "auf die veränderte internationale Situation" einstellen. 

http://www.inside-a.com/news/topics/20020319/1.php ; 19.03.2002 (Quelle dpa)

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Chinas Wirtschaft steht am Scheidepunkt und die Zeit drängt. Die erfolgreiche Phase der Privatisierung und ihr erfolgreicher Abschluß entscheiden zugleich über das Schicksal des politischen Systems, dessen "sozialistischen Unternehmen" rund 200 Mrd. US-$ Kredite zu verantworten haben, die aus eigener Kraft nie getilgt werden können. Die tatsächliche Verschuldung liegt sehr viel höher. Die staatlichen Unternehmen erhalten rd. 70% der staatlichen Kreditzuwendungen und tragen dennoch allenfalls 30% zum BIP bei. Die Kreditverbindlichkeiten sind dabei nicht einmal gesichert, so daß die Staatsverschuldung auch bei einer Privatisierung insgesamt zunächst nicht abnimmt. Der Zustand des Anlage- und Betriebsvermögens der meisten chinesischen Betriebe ist auch nach chinesischem Standard fast nicht einmal erwähenswert. Selten reichen die abgerufenen staatlichen Kredite nicht einmal zur Deckung der laufenden Personalkosten aus. Bedrohlich sind darüber hinaus die Kosten, die bei einer Sanierung aufzuwenden sind, um überhaupt Anschluß zu finden, von den Kosten für die Beseitigung von gefährlichen Umweltlasten abgesehen, die in den Buchwerken als zukünftige Verbindlichkeiten naturgemäß nicht erfaßt sind. Wehe dem Erwerber, der diesen Ansatz übersieht.
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http://www.chinaproject.de/Asien-Pacific/privatisierung_in_china.htm
 
 



 
 

2.) SOZIALE KOMPONENTE
 

Durch Entlassungen aus unrentablen Staatsbetrieben, die Freisetzung von ländlichen Arbeitskräften im Zuge der Umstrukturierung der Landwirtschaft und die demographische Entwicklung - jährlich suchen über 10 Mio Chinesen erstmals einen Arbeitsplatz - hat auch China ein Arbeitsplatzproblem.
Nach amtlichen Angaben aus dem März 1999 gab es ca. 11 Mio gemeldete städtische Arbeitslose - dazu noch 10 - 20 Mio "Freigestellte". Bezieht man das auf ca. 180 Mio städtische Beschäftigte ergibt sich eine Arbeitslosenquote von 10 bis 18%.

Für 1999 gibt es also einen Bedarf von ca. 30 Mio Arbeitsplätzen, nämlich... 
13 Mio für "formal" Arbeitslose 
11 Mio für erstmals Arbeitsuchende 
5 Mio für "unbeschäftigte Arbeiter"
(die ohne Gehalt einem Betrieb angehören und z.B. noch Werkswohnungen nutzen 
1 Mio für arbeitslos gewordene Funktionäre 
 
Laut amtlicher Angabe liegt die Arbeitslosenquote bei 3,1%. Im internen Gespräch werden "10% und etwas mehr" zugegeben. Hinzukommen noch ca. 150 Mio Wanderarbeiter. Ländliche Arbeitslose gibt es per definitionem nicht (1998 -> 10 000 "Zwischenfälle" auf dem Land).

http://www.uni-kiel.de/ewf/geographie/forum/hintergr/china/arbeitslosigkeit.htm

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Die größten Probleme der Wirtschaft sind derzeit die extrem hohe Arbeitslosigkeit, die allgegenwärtige Korruption und die immer stärker werdende ungleiche Verteilung des Wohlstandes.
Unabhängige Forscher gehen davon aus, dass es in China etwa 200 Mio. Arbeitslose gibt, von denen etwa 150 Mio. umherwandern und sich auf Baustellen oder als Tagelöhner verdingen. Alle sozialen Errungenschaften, für die noch Mao sich so lobte, sind inzwischen wieder abgeschafft worden, für Schule und Krankenversorgung sind hohe Beträge zu zahlen, eine Arbeitslosenversicherung gibt es nicht, andere Sozialsysteme sind gerade erst im Aufbau. So geht es vielen Leuten, die in den küstennahen Wirtschaftszentren leben, wesentlich besser als früher, einige stellen sogar extremen Reichtum zur Schau, während es den meisten Menschen, vor allem im fernen Westen, immer schlechter geht.

http://www.schwarzaufweiss.de/China/kurzportrait1.htm

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Die Verschärfung der sozialen Auseinandersetzungen in China sind das Ergebnis der Folgen, die die offiziell so erfolgreiche Reformpolitik für eine wachsende Zahl nicht nur von Bauern, sondern auch von Arbeitern hat, die einst -- bei einem allgemein niedrigen Lebensstandard -- zumindest die Sicherheit der berühmten 'eisernen Reisschüssel' genossen, d.h, staatlich garantierte Arbeitsplätze, Wohnung und dergleichen. Wenngleich er sie runterzuspielen versuchte, musste doch auch Ministerpräsident Zhu Rongji diesem Jahr in seinem Bericht an den Volkskongress die Zunahme von Problemen allenthalben eingestehen. Neben der trotz drakonischer Strafen rasant um sich greifenden Korruption, dem trotz der angeblich im vergangenen Jahr um 7,3% gewachsenen Wirtschaft in bisher nicht gekannte Höhe geschnellte Finanzdefizit und des Rückgangs des Lebensstandards bei großen Teilen der bäuerlichen Bevölkerung ist das vor allem der Bankrott vieler Staatsbetriebe und die damit einhergehende Massenarbeitslosigkeit. Diese liegt offiziell bei 3,6%, das sind insgesamt 12 Millionen Menschen. Andere Spezialisten schätzen jedoch eine deutlich über 10% und bis zu 20% reichende Arbeitslosigkeit. In der Provinz Liaoning im Nordosten, einst ein Zentrum der Schwerindustrie, sind inzwischen wegen des Bankrotts einer großen Zahl der Werke die Hälfte der Arbeiter erwerbslos. In Städten wie Liaoyang und Shenyang soll die Arbeitslosigkeit über 25% betragen. Der Gouverneur der Provinz kündigte am 9. Mai für das laufende Jahr angesichts der Umstrukturierung des Staatssektors im Interesse einer freien Marktwirtschaft die Entlassung einer weiteren halben Million von Arbeitern an. Diejenigen, die Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, sind mit dem Problem konfrontiert, dass dieses oft gar nicht oder zumindest um Monate verspätet ausbezahlt wird. Entsprechend können die Arbeitsgerichte die Klagen schon kaum noch bewältigen. Deren Zahl ist im Jahre 2001 landesweit gegenüber dem Vorjahr um 33% gestiegen. 
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Die Ermordung von irgendwelchen Firmenbossen ist natürlich nur die Spitze des Eisbergs. Auf dem Hintergrund der geschilderten Situation, die sich durch den Beitritt der VR China zur Welthandelsorganisation (WTO) weiter verschärfen wird, nehmen die Klassenkämpfe in allen möglichen Formen dramatisch zu. 
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Seit Beginn des neuen Jahrtausends haben massive Arbeitskämpfe im Norden, Nordosten, Osten und Westen des Landes, Streiks in der Erdölindustrie und im Schiffsbau, in Bergwerken und unter den Wanderarbeitern an den Küsten und im Süden stattgefunden. In der Henan-Provinz haben sich Hunderte von verarmten Bauern Straßenschlachten mit der Polizei geliefert, die durchsetzen wollte, dass nach fünfjährigem Steuerstreik die angefallenen Steuern endlich bezahlt werden. Die Polizei blieb erfolglos. Eine derartige Welle des Klassenkampfes hat es seit Ende der 80er Jahre nicht gegeben, und erstmals werden die ökonomischen Forderungen fast überall von solchen nach unabhängigen gewerkschaftlichen Organisationen begleitet. 

Während des jüngsten Streiks in Daqing wurden Tausende Polizisten und Soldaten, sogar mit Panzern, in die Stadt geschickt. Das hat aber nicht verhindert, dass danach auch Berichte von Streikaktionen in den Erdölfeldern der Provinz Xinjiang eingingen, den zweitwichtigsten des Landes. Anfang Mai wurde berichtet, dass von den Aktionen in Daqing animiert auch 60.000 entlassene Arbeiter aus den Shengli-Ölfeldern in der nördlichen Hebei-Provinz den Konzern wegen der ausstehenden Pensionen und Sozialleistungen vor Gericht gebracht haben. 
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http://www.lrp-cofi.org/KOVI_BRD/Archiv/VRChina.html

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Im April und Mai erschütterten die »größten Arbeiterdemonstrationen seit 1949« (Han Dongfang1) den Nordwesten Chinas. In der Erdölstadt Daqing demonstrieren seit dem 1. März fast ununterbrochen 50 000 freigesetzte Erdölarbeiter. In Lioayang, einer Stadt der alten Schwerindustrie, begannen zehn Tage später Proteste von bis zu 30 000 ArbeiterInnen, die bis heute (Anfang Juni) anhalten. Trotz Repression und kleiner Zugeständnisse reißen die Proteste nicht ab, und die absolute Nachrichtensperre im Land konnte nicht verhindern, daß sich die Kämpfe im Nordwesten Chinas, in den Kohlerevieren von Fushun und Fuxin, in Textil- und Elektronikfabriken, und zeitweise bis in das ferne Erdölrevier Shengli in der östlichen Provinz Xinjiang ausgeweitet haben. 
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In dem wachsenden Gefälle zwischen Land und Stadt und den gigantischen Wanderungsbewegungen liegen heute die größten sozialen Spannungen in der chinesischen Gesellschaft. Die Gruppen, die als Träger der Revolution und des Staates ausgegeben wurden - Bauern und Arbeiter - gehören heute zu den größten Verlierern der sozialen Umwälzung. 
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Der Kern des chinesischen Sozialstaats beruht auf den Staatsbetrieben, in denen immer noch die Hälfte der (legalen) IndustriearbeiterInnen beschäftigt ist. Neben ausreichendem Lohn bieten sie lebenslange Beschäftigung, Wohnungen, Gesundheitsversorgung und Rente. Pläne zur Schließung oder Privatisierung unprofitabler Staatsbetriebe wurden angesichts von Kämpfen immer wieder zurückgezogen. Es gab einige Entlassungswellen, aber die vorherrschende Politik ist bis heute die »Freistellung« von der Arbeit bei weiterem Anspruch auf die Sozialleistungen und manchmal einen geringen Lohn. 
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Durch den Beitritt zur WTO steht der chinesische Staat unter dem Druck, eine schnelle Anpassung dieser alten Großbetriebe an das Produktivitätsniveau des Weltmarkts durchzusetzen, die bisher durch den Druck der Arbeiterklasse verhindert wurde - und genau daran haben sich nun die Arbeiterproteste in Daqing und Lioayang entzündet. Deswegen sind sie für das Regime und die kapitalistischen Verwertungshoffnungen so bedrohlich, weil sie zum Ausdruck und Vorbild für die vielfältigen sozialen Konflikte werden könnten, die sich in den letzten Jahren entwickelt haben. 
.....aber die Verarmung der Bauern kann sie nicht aufhalten. Diese haben gelernt, mit kollektiven Aktionen gegen Regionalchefs, Wahlmanipulationen, willkürliche Steuern und Abgaben, Enteignungen und Vertreibungen (z.B. im Zusammenhang mit dem Bau des Drei-Schluchten-Staudammes) zu protestieren. 1997 soll es nach Schätzungen aus »den Sicherheitsbehörden nahestehenden Quellen« mehr als 10 000 Bauernproteste gegeben haben, von kollektiven Petitionen hin zu Versuchen, Büros der Regierung aufzumischen oder in Banken einzubrechen. 
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Noch immer beschäftigen die staatseigenen Betriebe 55 Prozent der städtischen Arbeitskraft. Seit 1998 sind nach offiziellen Angaben 25 Millionen ArbeiterInnen von solchen Betrieben freigesetzt worden.
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Die Zahl der Kämpfe von Freigestellten oder noch Beschäftigten ist nicht bekannt; sie ist jedenfalls sehr groß. Han Dongfang sprach einmal, unter Berufung auf interne Papiere des Sicherheitsbüros, die ihm zugespielt worden sind, von 215 000 Demonstrationen im Jahr 1998 mit 3,6 Millionen beteiligten ArbeiterInnen. Dabei sollen 78 Polizisten ums Leben gekommen sein.
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Noch hält sich das System mittels Aufschwung für die Minderheit, Repression gegen die Mehrheit und Zensur gegenüber den Kämpfen. Aber die Verhältnisse werden unhaltbarer, die Unruhe wächst. 

http://www.umwaelzung.de/china.html
 

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NEUERE NACHRICHTEN
 

China-Banken droht Ruin 
Die FEER thematisiert in ihrer aktuellen Ausgabe die Risiken für das (staatliche) chinesische Bankenwesen durch faule Kredite (NPLs, Non Performing Loans). Die Summe der faulen Kredite wird auf $ 500 Mrd. geschätzt, ca. die Hälfte des chinesischen Bruttoinlandsprodukts von $ 1100 Mrd. Schon zweimal (1998: $ 33 Mrd., 1999: $ 169 Mrd.) mußte der Staat den vier staatseigenen Banken zuschießen, bzw. faule Kredite von regierungseigenen Vermögensverwaltungsgesellschaften übernehmen lassen. Trotzdem sind die Banken nur wegen der hohen Spareinlagen von $ 1000 Mrd. noch flüssig. Wenn massenhaft das Vertrauen der Sparer verloren geht, sie ihre Einlagen zurückhaben wollen, und so die Bankenkrise offensichtlich wird, könnte dies zu schweren sozialen und politischen Unruhen führen und der poltischen Führung den Kopf kosten. Außerdem wären die Investitionen aus dem Ausland gefährdet (s.a. 3343).
Nach einer Untersuchung der Bank für internationalen Zahlungsausgleich hat die People's Bank of China (PBOC, die Zentralbank) den Vermögensverwaltungsgesellschaften 1999 23 Milliarden US$ geliehen (wohl fünfmal soviel wie das Grundkapital der Bank), damit die in der Lage sind, die faulen Kredite zu liquidieren. Das Geld ist wohl weg, denn die Erfolgsrate liegt bei grade mal 21 %. 
Quelle: Far Eastern Economic Review, 14.11.02
 
 
Shenzhen: Die ArbeiterInnen der Stofftierfabrik Kaiming Toy Co. (in koreanischen Besitz). legten die Arbeit nieder. Auslöser war (so ein Bekannter einiger Arbeiter) die lange Arbeitszeit (zehn bis elf Stunden/Tag) ohne Überstundenbezahlung. Die Streikenden forderten entweder Überstundenbezahlung oder kürzere Arbeitszeit. Offenbar nahmen alle 800 Arbeiter an der Aktion teil. Die meisten ArbeiterInnen sind Arbeitsmigranten aus der Provinz Sichuan. Die in der Stadtverwaltung für Arbeitsfragen zuständige Abteilung forderte das Unternehmen auf, "seine Fehler zu korrigieren". Die Arbeiter bekamen den Rest des Tages unter der Bedingung frei, am nächsten Tag wieder zur Arbeit zu kommen. 
Quelle: Yahoo! News Singapore, 13.11.02
 

Bergewerkskatastrophe während Streik 
Taonan City, Jilin: 30 Tote Bergleute sind die vorläufige Bilanz des Feuers, das die Wanbao Mine Nr. 7 zerstörte. Der Betrieb dieses Stollens war illegal - er hatte nur einen Zugang und einen Ausgang. Nach Informationen des China Labour Bulletin sind 400 Arbeiter der Wanbao Nr. 2 seit dem 2. Dezember im Streik, weil sie seit Monaten kein Geld gesehen haben. Es soll sich nicht um einen "erklärten Streik" handeln, sondern die Arbeiter kommen einfach nicht mehr zur Arbeit. Seit der Katastrophe am Freitag haben sich dann noch mehr Kollegen angeschlossen - auch weil sich der Direktor der Wanbao Mining Corp einen neuen Wagen im Wert von fast 100 000 US$ zugelegt hat. 
Quelle: Yahoo! Singapore News, 10.12.02
 

Nach der Bergwerkskatastrophe 3416
Von den 30 verschütteten Kumpel der Wanbao-Mine Nr. 7 (staatseigen) in der Nähe von Taonan, Jilin, sind 27 Körper geborgen worden. Die Behörden haben 30 Teams gebildet, um die Sache zu untersuchen. Ihre erste Maßnahme: die Angehörigen der Opfer wurden voneinander getrennt und in verschiedenen Unterkünften untergebracht, offenbar um eine gemeinsame Aktion zu verhindern. Der Streik von 400 Kumpel von der Grube Nr 2 dauert nämlich noch an. Sie verlangen die Auszahlung ihrer Löhne, die zum Teil seit zwei Jahren rückständig sind. "Deshalb ist Ideologiearbeit mit den Arbeitern auch so schwierig", so ein Angestellter der Firma gegenüber dem CLB. 
Quelle: China Labour Bulletin, 10.12.02
 

4. bis 8.12.02 TextilarbeiterInnen gegen Korruption 
Nach Informationen von China Labour Watch haben 2000 ArbeiterInnen einer Textilfabrik in Jiamusi, Heilungkiang, am 4.12. den ganzen Tag gegen Korruption in ihrer Fabrik demonstriert, dabei den ganzen Tag die Zuglinie nach Beijing blockiert. Es kam zu Auseinandersetzungen mit Riot-Polizei und Einheiten der Bewaffneten Volkspolizei; 10 Leute wurden festgenommen. Danach gingen die Proteste weiter bis Sonntag; es sollen sich auch ArbeiterInnen anderer Fabriken angeschlossen haben. Die ArbeiterInnen sind empört darüber, daß das Management staatliche Zuschüsse, die für Sozialeinrichtungen gedacht waren, anderweitig verwendet hat. 
Quelle: Yahoo! Singapore News, 11.12.02
 

Pensionierte LehrerInnen protestieren
Pizhou, Jiangsu: 100 pensionierte LehrerInnen haben mit einem Sitzstreik gegen die Kürzung der Gehälter und Pensionen um 20 % protestiert. Die Kürzungen sind nicht allgemein: die Provinz hat eine neue Regelung eingeführt, nach der sie weiterhin 80 Prozent der Gehälter der Angestellten übernimmt und die restlichen 20 Prozent von der Kommune getragen werden, "wenn es die finanzielle Situation zulässt".  
Quelle: China Labour Bulletin, 14.12.02
 

Zwei Arbeiter in Liaoyang freigelassen 3431
Liaoyang: Zwei der vier damals festgenommenen angeblichen Rädelsführer der Arbeiterdemonstrationen von März bis Mai (3356, 3202) diesen Jahres sind freigelassen worden. Allerdings sind Pang Qingxiang und Wang Zhaoming nur auf Bewährung, wobei es ihnen offenbar verboten ist, mit ihren KollegInnen Kontakt aufzunehmen. Xiao Yunliang und Yao Fuxin sind weiterhin in Haft; nach Auskunft von Verwandten werden sie ständig von einem Gefängnis zum anderen verbracht und haben schon monatelang keinen Kontakt mehr zu Verwandten gehabt. Alle vier sind (noch) nicht angeklagt. 
Quelle: South China Morning Post, BBC News, 24.12.02
 

Usw. usw. usw.
 

Alle aus: http://www.umwaelzung.de/aaktuell.html