(1987-2001)
Folgende Tabelle zeigt die offizielle Kriminalitätsstatistik
des BKA von 1987-2001 (Gesamtzahlen der Straftaten):
Tabelle 1) Quelle: http://www.bka.de/pks/zeitreihen_2001/pdf/t01.zip Von: http://www.bka.de/pks/zeitreihen_2001/index.html
Setzt man die Daten (oder zu mindest die wichtigsten
Teile) in ein Diagramm um, ergibt sich folgendes Bild:
Diagramm 1)
Was sehen wir: 1.) Nach der Wiedervereinigung stieg die absolute Zahl, dies bedingt durch die gestiegene Einwohnerzahl, aber auch der Prozentsatz der erfassten Fälle, recht "sichtbar" an. Jedoch ist auch eindeutig zu sehen, daß ab 1993 beides tendenziell wieder leicht rückläufig ist. Die wichtige Reihe ist meines Erachtens die des
"Prozentsatzes der erfassten Fälle",
da hier der Anstieg der Bevölkerungszahl durch die Wiedervereinigung
ausgeblendet wird. Dieser lag in den letzten 15 Jahren zwischen ca. 7 und
8,2 %. Er variiert also gerade mal in einer Spanne von 1,2 %.
2.) Auch die Zahl der "nichtdeutschen
Tatverdächtigen" stieg nach der Wiedervereinigung stark an.
Da im Diagramm 1 von mir nur die absolute Zahl verwendet wurde , muß
ich wiederum auf die gestiegene Einwohnerzahl verweisen. Aussagekräftiger
ist der Prozentsatz. Hier noch mal die Zahlen aus obiger Tabelle:
Wiederum seit 1993 rückläufige Tendenz.
Hierzu noch ein kleines, aber feines Detail: Die Art der Straftaten. Beispiel:
Quelle: http://www.bka.de/pks/zeitreihen_2001/pdf/historie.zip
und http://www.bka.de/pks/zeitreihen_2001/pdf/t01.zip
Wertet man die Quellen daraufhin etwas genauer aus, so ergibt sich, das die in obiger Tabelle aufgelistetete Anzahl der Straftaten von "nichtdeutschen Tatverdächtigen" im Durchschnitt der angegebenen Jahre ('87-'01) allein zu 26,26 % aus "Straftaten gegen das Ausländergesetz und gegen das Asylverfahrensgesetz" bestehen. Also mitnichten irgendwelche Kapitalverbrechen. Und mal im Ernst, wer die deutsche Bürokratie kennt (und wer tut das nicht :-)), der weiß wie schnell so etwas geht und muß sich darüber nicht wundern. Beispiel: .....Vorschriften, deren Übertretung mit der spezifischen Situation der Asylbewerber zusammenhängt, und die bei einem Vergleich mit Straftaten der einheimischen Bevölkerung nicht herangezogen werden können. So liegt zum Beispiel eine Straftat bei einem Flüchtling bereits dann vor, wenn er unerlaubt seine Verwandten in einer Nachbarstadt besucht..... Auch ist der Gesamtprozentsatz der "nichtdeutschen Tatverdächtigen" seit Jahren mehr oder weniger gleichbleibend, wenn nicht sogar leicht rückläufig. Nimmt man die Peaks '92-'93 heraus ist dies so seit 1989. Ich bitte darum sich beim nächsten Wahlkampf,
bei dem dieses Thema wieder mal hochgekocht wird, an diese Zahlen zu erinnern.
Schauen wir uns weiter ein paar Kapitalverbrechen
an (erfasste Fälle pro 100 000 Einwohner):
Diagramm 2) 1310, siehe hier. 2110, von 46 über 84 bis auf 69,4 in '01 (seit '97 auf höherem Niveau rückläufig ) 0100, von 1,6 auf 1 in '01 (seit '87 rückläufig) 2310, von 1,7 auf 2,4. Seit '94 um 2,3 pendelnd (seit '94 mehr oder weniger gleichbleibend) Was können wir aus all dem schließen
?
Vorab, ich will definitiv nichts verharmlosen. Jeder Mord, Raub, jede Vergewaltigung usw. ist natürlich ein Verbrechen zu viel und muß bekämpft werden. Von wem und wie auch immer ausgeführt. Die ausgesuchten Kapitalverbrechen (Diagramm 2) sind entweder seit 1987 fallend (0100, Mord), unter Schwankungen mehr oder weniger gleichbleibend (1310, sexueller Mißbrauch von Kindern) oder seit ca. 1993-'94 auf höherem Niveau gleichbleibend (2310, Menschenraub etc. und 2110). Wenn es auch bei 2110, Raub usw. zu einem hohen Peak 1997 kam. Selbstverständlich gibt es auch Positionen mit stärker bis stark steigender Tendenz (ununterbrochen seit '87), wie z.B. 8910, Rauschgiftkriminalitaet oder 8970, Computerkriminalität (sehr stark, um fast das 20-fache). Andererseits muß es dann auch Positionen geben die zu mindest seit '93 (Diagramm 1) stark rückläufig sind (hab jetzt keine rausgesucht, da Zeitmangel. Bei Interesse schaut auf die Originalquellen) Doch schauen wir uns noch mal das Diagramm 1 an. Der Prozentsatz aller erfassten Straftaten schwankte seit 1987 gerade mal um 1,2 % (zwischen 7 und 8,2 %) und hat seit '93 eher fallende Tendenz. Und nun vergleichen wir mal diese reelen Zahlen mit dem Eindruck, dem Gefühl, das durch die Medienberichterstattung über etwaige Sexualverbrechen, Morde usw. bei uns in den Köpfen ensteht. Was uns durch das Bombardement an ausführlichsten Sendungen über irgendwelche Verbrechen suggeriert wird und wie es tatsächlich aussieht. 6. Nachrichten und Gewalt Nach Kunczik (1996, 205) werden bei der Themenauswahl
der tagesaktuellen Medien vor allem kurzfristige Nachrichten berücksichtigt,
die für die entsprechenden Rezipienten von Belang sind und zeitlich
möglichst kurz zurückliegen. Langfristige soziale Veränderungen
und Probleme werden vernachlässigt. Da negative Ereignisse eher überraschend
und unvermittelt eintreten, da sie mehr Schlagkraft besitzen und da nach
ihnen mehr unverzüglicher Handlungsbedarf besteht (im Gegensatz zu
positiven Nachrichten), werden sie eher selektiert und zu Nachrichten gemacht
als positive Ereignisse. In Chicago liegt beispielsweise der Mordanteil
bei 0,2 % der kriminellen Vergehen, während der Anteil der Morde in
der Berichterstattung der Medien bei 26% liegt (Quelle: Doris Graber, 1979
in: Kunczik 1996).
Ähnlich wird dies wohl auch
bei uns sein (habe leider keine Zahlen zur BRD gefunden).
Das ganze ist besonders brisant, denke ich an Sicherheitspakete, biometrische Datenerfassung, zentrale Kontenerfassung usw. An dieser Stelle möchte ich für eine
mögliche Erklärung dieses Umstandes auf ein Posting
von Dottore verweisen.
Und das alles sogar unter folgender Vorraussetzung :-): Manipulierte
Kriminalstatistiken: Lug und Trug im Polizeirevier
WER SEINE FREIHEIT AUFGIBT, UM SICHERHEIT ZU
ERREICHEN, WIRD BEIDES VERLIEREN.
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